Vergil – Dichter in kaiserlichem Auftrag

 


Römisches Mosaik, es zeigt Vergil (sitzend)
mit zwei Musen, jeweils links und rechts,
Nationalmuseum von Bardo, Tunis.

Umzeichnung von Ina Baumgärtner. 
 

Die Aeneis wurde um 19 v.Chr. von Publius Vergilius Maro veröffentlicht. Bis heute ist umstritten, ob es sich hierbei um eine Auftragsarbeit für Augustus handelte.

Vergil wurde 70 v.Chr. in Andes bei Mantua geboren und galt als ein großer Dichter seiner Zeit. Er beeinflusste mit seiner Niederschrift des Mythos um Aeneas auch Ovid, der einige Passagen aus der Aeneis in seinem Werk Metamorphosenrezipierte. Vergil hatte zum Ziel, Aeneas als den idealen princeps (= Kaiser) darzustellen und schilderte ihn sowohl als fürsorglichen Familienmenschen, durch die Fürsorge um seinen Vater und seinen Sohn, als auch als einen Mann, der um das Wohl seines Vaterlandes bemüht war. Das zeigte sich durch die Mitnahme des palladions. Er verkörpert somit die pietas, eine der Tugenden, die eine wichtige Rolle in der römischen Gesellschaft und als zentrale kaiserliche Eigenschaft spielte. 

 

Ein möglicher Hintergrund für die Deutung der Aeneis als Auftragsarbeit ist, dass Augustus mutmaßlich nach dem Tod Caesars dessen Image – und damit gleichzeitig sein eigenes – etwas aufbessern wollte. Es würde sich demnach um eine gezielte „Propaganda“-Maßnahme handeln, mit der man die Macht des Imperators legitimieren wollte. Ganz zentral dafür wäre, dass sich das julische Kaiserhaus auf Ascanius / Iulus, den Sohn des Aeneas zurückführte. Damit konnten sich die Julier gleichzeitig auch auf die göttliche Abstammung von Venus berufen. Zudem sollen aus der Linie des Aeneas auch Romulus und Remus hervorgegangen sein, was für die Julier auch eine verwandtschaftliche Verbindung zu dem mythischen Stadtgründerzwillingspaar bedeutete. Eine Dichtung, die Aeneas in den Vordergrund des öffentlichen Interesses rückte, kann also für Augustus durchaus als zielführend hinsichtlich der Herrhscfatslegitimation gewertet werden.

 

Ina Baumgärtner, 5. B.A.-Semester (Universität Heidelberg)

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