Das Münzkabinett – ein numismatischer „Showroom“ der Frühen Neuzeit

Doch woher stammte die Tendenz, größere Münz- und Medaillenbestände zu sammeln und einem interessierten Publikum zu präsentieren? Erste Vorläufer numismatischer Schausammlungen, wie sie heute in vielen größeren Museen beheimatet sind, lassen sich bereits im späten Mittelalter finden. In der Renaissance waren es neben antiken Schriften vor allem Münzen und andere dreidimensionale Objekte, die die Gelehrtenwelt in ihren Bann zogen.

Schon früh zeigte sich in diesem Zusammenhang eine ausgeprägte Sammelleidenschaft, die sowohl Angehörige der höfischen als auch der städtischen Eliten erfasste. Dieses Phänomen beschränkte sich zunächst auf die italienischen Fürstentümer, verbreitete sich ab dem 15. Jahrhundert allerdings auch nördlich der Alpen. In der Frühen Neuzeit bildeten Münzsammlungen dann europaweit einen festen Bestandteil der entstehenden Wunderkammern und Kuriositätenkabinette, die höhergestellte Schaulustige von nah und fern anzogen.

Kupfertitel aus Ole Worm: Museum Wormianum, Amsterdam 1655.

Das "Museum Wormianum" des dänischen Arztes Ole Worm (1588–1654) war im 17. Jahrhundert weit über die Grenzen Kopenhagens bekannt. Wenngleich der Schwerpunkt der Wunderkammer auf geologischen und botanischen Objekten lag, konnten Reisende auch eine große Zahl antiker wie zeitgenössischer Münzen bewundern. Über gedruckte Katalog konnten noch deutlich größere Kreise aus ganz Europa mit dem hier gesammelten Objekten in Kontakt treten.

Welche bedeutende Rolle numismatische Objekte in frühneuzeitlichen Kuriositätenkabinetten spielten, zeigen die Äußerungen des Franzosen Jean de Labrune (1621–1686), der im Jahr 1686 das Kuriositätenkabinett des Basler Juristen Remigius Faesch (1595–1667) besuchte:

On y void tous les Rois de France en cire, depuis Pharamond jusqu' à Louis XIV. Il y a des miroirs d'acier dont la graveure vous surprendroit, des Lampes sepulcralles de toute façon, des Lacrimatoires, des Mumies, des Squellettes, & mille oiseaux qu'on n'avoit jamais veus, & dont on ignore même les noms. Imaginez vous, Mr. tout ce qu'on peut avoir de curieux dans un Cabinet; Tout cela le trouve dans celuy de Mr. Fech. On a pris loin de ramasser jusqu' à la moindre petite monoye dont on se sert chez les Etrangers. Ce e fut là quon nous fit voir un de ces écus d'or, que fit battre Louis XII. (Labrune 1686, Septième lettre, S. 25f.).

Man sieht hier alle Könige Frankreichs in Wachs, von Faramund bis Ludwig XIV. Es gibt hier Metallspiegel mit überwältigenden Verzierungen, Tränenfiolen, Mumien, Skelette und tausend Vögel, die man bisher noch nie gesehen hat und von denen man nicht einmal den Namen kennt. Stellen Sie sich einfach das vor, was man an Kuriositäten in einem Kabinett haben kann: All das ist in dem von Herrn Faesch. Man hat sich die Mühe genommen, auch noch die kleinste Münze zu sammeln, die im Ausland im Umlauf ist. Hier hat man uns einen der Goldecus sehen lassen, die Ludwig XII. prägen ließ.

 

 

Weiterführende Literatur

Jean de Labrune: Reboulet et Labrune. Voyage de Suisse ou Relation historique, contenue en douze lettres, écrites par les Sieurs Reboulet et Labrune à un de leurs amis en France, Den Haag 1686.

 

 

Nicolas Schmitt, B.A. (Universität Heidelberg)

Fehler Bitte beantworten Sie alle Fragen