Die klassische Porträtmedaille zeigt das Bild einer bestimmten Person, meist umgeben von einer Inschrift/Umschrift, die ihre Titel und Ehrbezeichnungen nennt. Diese sollen den Status des abgebildeten Menschen zum Ausdruck bringen. Auf der Rückseite sind oftmals das Wappen und der Wahlspruch dieser Person wiedergegeben.
Auf der hier exemplarisch ausgewählten Silbermedaille ist Kaiser Karl V. (1500–1558) zu sehen, der dem Herrschergeschlecht der Habsburger enstammt. Die Medaille auf Karl V. steht ganz in der Tradition der deutschen Renaissancemedaille: Sie zeigt auf dem Avers das Porträt des Kaisers, auf der Rückseite prangt das Wappen des Dargestellten. Aber nur, weil eine bestimmte Person abgebildet ist, heißt das nicht automatisch, dass diese auch die Medaille herausgegeben hat. Das lässt sich gut an Kaiser Karl V. zeigen: Von den über 200 Medaillen, auf denen er abgebildet ist, wurde nur eine geringe Zahl von ihm selbst in Auftrag gegeben. Einige wurden ihm gewidmet und als Geschenk überreicht, andere waren für den Verkauf bestimmt.
Aber auch Fürsten und Bürger, die Medaillen mit ihrem Bildnis in Auftrag gaben, verschenkten diese. So wurden nicht nur politische Netzwerke geschaffen – die Schenkungen waren häufig auch Ausdruck der gegenseitigen Freundschaft. Dies zeigt folgende Briefpassage des berühmten Gelehrten Erasmus von Rotterdam (1466–1536) an einen Freund:
„Die rechte Wand meines Zimmers trägt deine Medaille, die linke das gemalte Bild von dir. Mag ich schreiben oder auf- und abgehen, meinen lieben Willibald habe ich vor Augen, so dass ich dich nicht vergessen kann, selbst wenn ich es wollte.“
Aber natürlich konnte man solche Porträtmedaillen nicht nur an der Wand befestigen… Die sogenannten Gnadenpfennige waren kostbare Accessoires! Was es damit auf sich hat, erfährst du auf der nächsten Seite!
Weiterführende Literatur:
Zitat nach: Kranz, Annette: Ein „Who’s Who“ der Frühen Neuzeit. Zur gesellschaftlichen Verortung der Porträtmedaile der deutschen Renaissance, In: Walter Cupperi/Martin Hirsch/Annette Kranz/Ulrich Pfisterer (Hrsg.): Wettstreit in Erz. Porträtmedaillen der deutschen Renaissance, Berlin/München 2013, S. 59–68, S. 35–46.
Vivien Schiefer, B.A. (Universität Heidelberg)