Antike Münzen sind recyclebar! 

Wie gelang es Denon, diese angesprochene "historische Beweiskraft" zu erzeugen? Zu Zeiten Napoleons war die antike Bildsprache in Europa sehr beliebt und bekannt. Dieses Phänomen lässt sich etwa mit dem Einfluss der amerikanischen Kultur in der heutigen Zeit vergleichen. So erkennen wir ohne zu Überlegen den weißen verschnörkelten Schriftzug auf rotem Grund sofort als Markenkennzeichnung einer Firma, die ein koffeinhaltiges Kaltgetränk produziert oder das gelbe, geschwungene "M" auf rotem Grund als Logo einer Fast Food-Kette. Wir erkennen es aufgrund unserer kulturellen Sehgewohnheiten, ohne einen dicken Wälzer zu Symbolen oder Bildsprache (Ikonographie) aufschlagen zu müssen. Wir können es erklären und zuordnen, wir wissen, was es bedeutet, wo es herkommt und womöglich auch, welche Bedeutung es im jeweiligen Kontext einnimmt. Auf ähnliche Art und Weise konnten die Zeitgenossen Napoleons die antike Bildsprache verstehen und einordnen. Der gebildete Mensch des 19. Jahrhunderts wusste sogar um die Bedeutung einzelner antiker Motive, kannte antike Mythen und die Alte Geschichte. Dies ist wichtig zu wissen, um zu verstehen, wie Dominique Vivant-Denon arbeitete. Die Kenntnis seiner Mitmenschen über die Antike, erlaubte es ihm, auf seinen Medaillen antike Bilder einzusetzen, von denen er wusste, dass sie in ihrer Form und Bedeutung erkannt wurden. Seine Vorgehensweise ist nicht neu, aber besonders bemerkenswert im Hinblick auf die detaillierte Umsetzung. 

Weiterführende Literatur: 

Rosenberg, Pierre (Hrsg.): Dominique - Vivant Denon. L’œil de Napoléon, Paris 1999.

Zeitz, Lisa und Joachim: Napoleons Medaillen, Petersberg 2003. 

 

Sophie Preiswerk, B.A. (Universität Heidelberg) 

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