Byzantinische Numismatik

Ausbreitung des Byzantinischen Reichs

  

Die byzantinische Numismatik befasst sich mit dem Geld, das im Oströmischen Reich nach 476 n. Chr. verwendet wurde. Der Fall Konstantinopels 1453 n.Chr. bildet üblicherweise den chronologischen Endpunkt. Die byzantinische Währung bestand hauptsächlich aus zwei Arten von Münzen: dem goldenen Solidus und einer Vielfalt von Bronzemünzen. Diese Münzen spielten eine wichtige Rolle in der byzantinischen Wirtschaft und trugen zur Stabilität des Reiches bei.

Der erste bedeutende Zeitpunkt in der byzantinischen Numismatik ist die Währungsreform des oströmisch-byzantinischen Kaisers Anastasios I. im Jahr 498 n. Chr.

40 Nummi, Anastasios I., Konstantinopolis, Bronze, 510-517 n.Chr., Gew. 16,79 g, Münzkabinett der Staatlichen Museen, Inv.-Nr. 18256192 (© Reinhard Saczewski)

Vorderseite:

Bildfeld: Drapierte Panzerbüste des Anastasios I. mit Diadem in der Brustansicht nach r.

Legende: D N ANASTA-SIVS PP AVG.

Rückseite:

Bildfeld: Konstantinopolis sitzt in der Vorderansicht auf einem Thron, den Kopf nach l. Sie hält einen Kreuzglobus auf ihrer r. Hand. Im l. Feld das Wertzeichen M (= 40). Im r. Feld ein Stern.

Abschnitt: CON Δ.

 

Der spätantike Solidus blieb von der Reform verschont und war der Standard für den internationalen Handel bis ins 11. Jahrhundert hinein. Ab Kaiser Nikephoros II. Phokas wurde ein  immer leichterer Solidus geprägt. Die leichtere Münze wurde Tetarteron genannt, die vollgewichtige Variante Histamenon oder (Hi)stamenon nomisma. Im Gegensatz zum etwas kleineren und dickeren Tetarteron wurden die Histamena mit immer größerem Durchmesser ausgegeben, bis sie sich zu einer schüsselförmig gewölbten Münzen entwickelten. Bereits vor der Mitte des 11. Jahrhunderts verschlechterte sich auch der Feingehalt dieser Münzen. So wurden sie in den 80er-Jahren als Elektron ausgegeben.

 

Tetarteron, Nikephoros II. Phocas, Konstantinopolis, Gold, 936-969 n.Chr., Gew. 4,04 g, Münzkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin, Inv.-Nr. 18204116 (© Lutz-Jürgen Lübke)

Vorderseite:

Bildfeld: Drapierte Büsten der Jungfrau Maria mit Nimbus (l.), beiderseits M-Θ („Mutter Gottes“), und Nikephoros II. mit Krone und Stola (loros) gemeinsam in ihrer r. Hand ein Patriarchenkreuz haltend in der Vorderansicht.

Legende: + ΘEOTOC bHΘ nICHF dESP. [Theotoke Boethei Nicephoro Despote. „Gottesgebärerin, hilf dem Herrn Nikephoros“]

Rückseite:

Bildfeld: Büste des bärtigen Christus mit Nimbus im Segensgestus mit Bibel in der l. Hand in der Vorderansicht. Die waagerechten Kreuzarme sind mit je zwei Punkten verziert, der dritte Kreuzarm mit lediglich einem Punkt.

Legende: + IhS XIS REX REGNANTIUm.

 

 

Unter Alexios I. wurden der verschlechterte Solidus bzw. Histamenon abgeschafft, und eine neue Goldmünze eingeführt: der Hyperpyron. Dieser wog wie der Solidus 4,5 g, war jedoch etwas kleiner im Durchmesser. Der Hyperpyron blieb bis zum Ende des byzantinischen Reichs 1453 n. Chr. in Umlauf, obwohl er ab der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts ebenfalls häufig verschlechtert wurde. Das byzantinische monetäre System änderte sich ein weiteres Mal während des 7. Jahrhunderts, als der 40 Nummi (Follis), jetzt deutlich kleiner, die einzige Bronzemünze wurde, die noch regelmäßig ausgegeben wurde. Im 10. Jahrhundert änderte sich das Münzmotiv. Anstatt des Abbild des Kaisers auf der Vorderseite wurde nun auf den sogenannten "anonymen Folles" die Büste von Jesus Christus und die Inschrift "XRISTUS/BASILEU/BASILE" (Christus, König der Könige) geprägt.

 

Hyperpyron, Alexios I., Konstantinopolis, Gold, 1092-1118 n.Chr., Gew. 4,29 g, Münzkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin, Inv.-Nr. 18204129 (© Lutz-Jürgen Lübke)

Vorderseite:

Bildfeld: Alexios I. steht mit Krone in der Vorderansicht. In seiner r. Hand ein mit dem Labarum bekröntes Zepter in seiner l. ein Globus (sphaira) mit Kreuz. Mantel (chlamys) an den Kanten mit Punktmustern verziert, r. bes. ausgeprägt. Oben r. die Hand Gottes.

Legende: A/ΛC/IIW / ΔCC/ΠO/TH - TW / KO/MN/NW. [Alexio Despote to Komneno. MN ligiert].

Rückseite:

Bildfeld: Der bärtige Christus mit Nimbus auf einem Thron (ohne Lehne) sitzend im Segensgestus, in seiner l. Hand die Bibel, in der Vorderansicht. Beiderseits IC - XC.

Legende:+ KE RO-HΘEI. [Kyrie boethei].

 

 

 

Nach 1400 n. Chr. wurden die byzantinischen Münzen bedeutungslos, an ihre Stelle traten v.a. italienische Geldstücke als vorherrschendes Zahlungsmittel.

Auf den Folgenden Seiten können Sie mehr über die einzelnen Aspekte und Reformen der byzantinischen Währung erfahren.

 

 

Weiterführende Literatur (Auswahl):

  • W. Hahn, Moneta Imperii Byzantini 1. Von Anastasius bis Justinianus I. (491–565). Einschließlich der ostgotischen und vandalischen Prägungen (Wien 1973).
  • W. Hahn, Moneta Imperii Byzantini 2. Von Justinus II. bis Phocas (565–610). Einschließlich der Prägungen der Heraclius-Revolte und mit Nachträgen zum 1. Band (Wien 1975).
  • W. Hahn, Moneta Imperii Byzantini 3. Von Heraclius bis Leo III./Alleinregierung (610–720) (Wien 1981).
  • A. U. Sommer, Die Münzen des byzantinischen Reiches 491-1453. Mit einem Anhang. Die Münzen des Reiches von Trapezunt. Battenberg Verlag (Regenstauf 2010).

 

 

Tiana Rutz, 6. Semester (Universität Heidelberg)

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