In diesem Modulabschnitt geht es um antike schriftliche Quellen zu G. Iulius Caesar und Kleopatra VII.. In diesem Rahmen werden die antiken Autoren Plutarch, Sueton, Cassius Dio und Nikolaos von Damaskus als wichtigste Schriftquellen rund um die Geschichte der beiden Machthaber vorgestellt.
Doch wie arbeiten Wissenschaftler mit den Texten, die von antiken Autoren überliefert sind?
Die meisten der hier betrachteten Autoren lebten lange nach Caesar und Kleopatra: Wenn Cassius Dio über den Tod Caesars berichtet, ist er davon zeitlich so weit entfernt, wie wir heute vom Tod Beethovens 1827! Obwohl die zeitliche Nähe der Autoren zu beschriebenen Geschehnissen nicht immer einen höheren Quellenwert garantiert, ist es problematisch, dass es kaum Texte gibt, die aus nächster Nähe über Caesars Tod berichten und uns heute zum Beispiel die Motive der Verschwörer nahebringen könnten.
Wenn wir heute antike Texte zu Caesar und Kleopatra lesen, müssen wir daran denken, dass das Wissen der Autoren oft lückenhaft war. Zudem schrieben die Autoren nicht, um sachlich von den Ereignissen zu berichten. Viele hatten eigene Vorstellungen und Ideale, die sie in ihre Berichte einfließen ließen oder wurden von der politischen Lage zu ihrer Lebzeit beeinflusst. Außerdem sollten diese Texte auch immer die Leser unterhalten, deswegen beinhalten sie meist historisch weniger akkurate Anekdoten. Um Motive von Tatsachen trennen zu können, müssen wir uns gut über den Hintergrund des Autors und seines Werkes informieren:
Zu welchem Zeitpunkt wurde der Text verfasst? Wann lebte der Autor? Welche Beziehung hatte der Autor zu den handelnden Personen der Geschichte? Wo lebte er, und welche Erfahrungen prägten sein Denken? Welcher gesellschaftlichen Gruppe gehörte er an? Welche Absicht verfolgt der Autor mit seinem Werk?
Der Schlüssel zur Nutzung der Texte antiker Autoren ist also die Recherche. Je mehr man über den Autor und sein Umfeld weiß, desto besser. Diese Methode nennt sich Quellenkritik. Die folgenden Seiten geben die Möglichkeit, sich grundlegend über die hierfür wichtigen Autoren zu informieren und so selbst zum Wissenschaftler zu werden.
Unsere Probleme, mit historischen Quellen richtig umzugehen, verstand übrigens auch schon Plutarch:
So schwer und mühevoll ist es offenbar, in der Geschichte die Wahrheit zu finden. Denn die Nachkommen können die Geschehnisse nicht mehr klar erkennen, weil ihnen die Zeit hindernd im Weg steht. Sind es aber Zeitgenossen, welche das Leben und die Taten eines Mannes beschreiben, dann wird die Wahrheit durch Neid und Feindschaft, Gunst und Schmeichelei verdreht und entstellt.
Plutarch, Perikles 13,12. Übersetzt von Ziegler (1955)
Lea Tappenbeck, 2. M.A. Semester (Universität Heidelberg)