Verbreitung von Münzfüßen

Die Tabelle in „Verschiedene Münzfüße in Griechenland deutet fälschlicherweise an, dass ein Münzfuß nur in der entsprechenden Polis verwendet wurde, nach der er benannt wurde. Dies ist allerdings nicht der Fall: Besonders wenn wir uns Aiginas Münzfuß anschauen, sehen wir, dass auch andere Poleis nach diesem Standard prägten.

Aigina begann im Zeitraum von 550–525 v. Chr. mit einer eigenen Münzproduktion. Damit war sie nicht nur eine der ersten griechischen Poleis mit einer eigenen Prägung, sondern auch eine der ersten Poleis, die nach ihrem eigenen Münzfuß prägten. Der Reichtum der Polis, der diese Prägung überhaupt erst möglich machte, kam von ihren vielzähligen Handelsbeziehungen. Die Forschung nimmt an, dass sich deshalb viele Poleis nach ihrem Standard richteten, um mit Aigina besser handeln zu können. Daher findet sich der aiginetische Münzfuß auf vielen der Kykladeninseln und auf fast der gesamten Peloponnes verbreitet.

Die Insel Euboia verwendete den gleichen Standard wie die Polis Athen. Deshalb wird er heute noch als euböisch-attischer Standard bezeichnet. Besonders die Kolonien von Euboia und Athen orientierten sich an ihren Mutterstädten und verwendeten den gleichen Münzfuß. Es liegt nahe, dass diese Verbindungen im Gegensatz zum Beispiel Aigina nicht an Handel geknüpft waren, sondern dass sie eher politischer oder sogar militärischer Natur waren. So begann beispielsweise die Polis Samos während des Ionischen Aufstandes ihre Münzen nach dem attischen Münzfuß zu prägen. Allerdings gab es auch eine Zeit, in der Athen seine Verbündeten gesetzlich dazu zwingen wollte, sich dem attischen Standard anzupassen.


Landkarte des Ägäisraumes, eingezeichnet sind die im Modul genannten Poleis. CC 4.0

Weiterführende Literatur:

Psoma, S. E.: Choosing and Changing Monetary Standards in the Greek World during the Archaic and the Classical Periods. In: E. M. Harris, D. M. Lewis & M. Woolmer (Hrsg): The Ancient Greek Economy. Markets, House-Holds and City-States. Cambridge 2016, 90–115.

 

Johanna Humburg (Universität Freiburg)

 

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