Die Münze war keine „Erfindung“, die von heute auf morgen überall im anitken Griechenland verbreitet war. Dass die Menschen immer häufiger Münzen verwendeten statt anderer Geldformen, hat sich erst nach langer Zeit entwickelt. In Griechenland gab es hierfür vor allem zwei Voraussetzungen, die die Münzprägung und ihre Verbreitung vorantrieben:
Ein Vergleich zu unserer heutigen Zeit: Verwaltungsorgane unseres Geldes sind fast alle in größeren Städten aufzufinden, wie etwa Banken, Druckereien oder Finanzbehörden. Institutionen wie die Bundesbank oder die Europäische Zentralbank regeln die Geldmenge und den Leitzins, während untergeordnete Behörden und staatliche Gelddruckereien die Echtheit von Geldnoten sicherstellen. Auch in der griechischen Polis gab es Bestrebungen, den Gebrauch von Münzen und ihre Produktion durch Gesetzgebungen zu regulieren. Noch wichtiger ist jedoch, dass der Gebrauch und Austausch von Münzen in den Städten in unterschiedlichen Formen stattfanden: beispielsweise bei Hochzeiten, Wettkämpfen oder großen kulturellen Festen. Der städtische Marktplatz (agora) und der überregionale Handel zwischen den Poleis waren schließlich die bedeutendsten Antriebe für die Münzverbreitung.
Parallele Nutzung verschiedener Zahlungsmittel
In den vorherigen Kapiteln hast du bereits einige Geldformen kennengelernt, die noch vor den ersten Münzprägungen als Zahlungsmittel gedient haben. Auch in Athen waren solche „alten“ Geldformen nicht unbekannt. Mit Edelmetallgefäßen oder Pfeilspitzen wurden beispielsweise noch im 6. Jahrhundert v. Chr. unterschiedliche Lösegelder (apoina) für Straftaten bezahlt. Es war zudem nicht unüblich, mit Silberstücken oder Goldbarren zu handeln. Man sieht also, dass die Menschen etwas Wertvolles zum Bezahlen gesucht haben und sich Edelmetalle dafür gut eigneten. Wann und wie genau das Münzgeld in Griechenland eingeführt wurde, ist nicht nur heute, sondern bereits in der Antike eine Streitfrage gewesen. Es ist aber bekannt, dass zunächst sowohl alte Geldformen als auch Münzgeld als Zahlungsmittel akzeptiert wurden, bis sich das Münzgeld auf Dauer durchgesetzt hatte.
Weiterführende Literatur:
Howgego, C.: Geld in der antiken Welt. Was Münzen über Geschichte verraten, Darmstadt 1995.
von Reden, S.: Money, law and exchange: money in the Greek polis. Journal of Hellenic Studies 107 (1997), 154-176.
von Reden, S.: Money in Classical Antiquity, Cambridge 2010.
Alina Bruderer, B.A. (Universität Freiburg)