Direkte Staatseinkommen aus dem Silberabbau

Athen war zur klassischen Zeit eine sehr reiche und mächtige Polis. Dass dieser Reichtum sich zum Teil aus dem natürlichen Reichtum der Silbervorkommen schöpfte, ist sehr plausibel. Wie hoch diese Einnahmen insgesamt, pro Jahr oder über einen längeren Zeitraum waren, ist nicht überliefert. Aus "Der Staat der Athener"  lässt sich ausrechnen, dass im Jahre 483 v. Chr. der Staat so viel Einkommen aus dem Bergbau generiert hatte, dass 100 Talente (ca. 2,5 Tonnen Silber) zur Verfügung standen. Über welchen Zeitraum und aus welchen Einnahmequellen genau sich dieser Betrag zusammensetzte, wird nicht klar. Die Quellenlage wird zusätzlich dadurch erschwert, dass sich aus einem anderen Text von Herodot nur eine Summe von 50 Talenten ableiten lässt.

Allerdings berichten die Quellen einstimmig, dass es zur Entscheidung kam, ob jedem Athener Bürger daraus ein Teil ausgezahlt oder ob das Geld in den Schiffsbau investiert werden sollte. Die Entscheidung fiel auf den Schiffsbau. Wir können also zumindest festhalten, dass die Polis ihre Vormachtstellung zur See teilweise mit Einnahmen aus dem Silberbergbau sicherstellen konnte.

Aufgrund dieser schwierigen Quellenlage ist auch nicht klar, wie hoch die Abgaben an den Staat aus dem Silberbergbau zu beziffern sind. Niedrige Schätzungen setzen bei 1/24 (4%) des Gewinnes an. Diese Angabe stammt aus der Suda, einem byzantinischen Lexikon aus dem 10. Jahrhundert n. Chr. Diesen Schätzungen liegt das Argument zugrunde, dass höhere Abgaben dazu geführt hätten, dass sich für den Betreiber einer Silbermine der Bergbau nicht hätte rentieren können. Die hohen Schätzungen gehen bis zu 50% des Gewinnes aus den Minen. Sie begründen ihre Schätzungen damit, dass sich der Reichtum der Polis zu der Zeit nur durch sehr hohe Gewinne aus dem Bergbau erklären ließe.

 

Weiterführende Literatur:

Bresson, A.: The athenian money supply in the late archaic and early classical period. Journal of Ancient Civilizations 34/1 (2019), S. 135-153.

Davis, G.: Mining money in late archaic Athens. Historia 63/3 (2014), S. 257-277.

Flament, C.: The athenian coninage, from mines to markets. Journal of Ancient Civilizations 34/1 (2019), S. 189-209.

Kroll, J.: Coinage and its Economic Implications. In: Neils/Rogers (Hrsg): The Campbridge Companion to Ancient Athens. Cambridge 2021, S. 257-268.

Thür, G., Faraguna, M.: Silver from Laureion: Mining, Smelting, Minting. In: Woytek, B. (Hrsg): Infrastructure and Distribution in Ancient Economics. Wien 2018, S. 45-57.

 

Michael Fehling, B.A. (Universität Freiburg)


 


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