Johann Friedrich von Württemberg und sein Bruder Julius Friedrich prägten während der Kipper- und Wipperzeit im großen Stil minderwertige Gulden, sogenannte Hirschgulden. Bei diesen handelt es sich im Gegensatz zum Großteil der Kippermünzen um hohe Nominale.
Avers: Der Avers zeigt das Wappen Baden-Württembergs Braun: Die drei Hirschstangen sind das Stammwappen von Württemberg Rot: Die Rauten sind das ab 1495 vom Herzogtum Württemberg geführte Wappen des ausgestorbenen Hauses Teck. Gelb: Die Reichsturmfahne symbolisiert die Würde, Reichsbannerträger zu sein. Die Fische sind das Wappen der durch Heirat im 15. Jahrhundert gewonnenen Grafschaft Mömpelgard
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Revers: Rot: 120 steht für den nominellen Wert der Münze: 120 Kreuzer oder 2 Gulden. Der Realwert, d. h. der Edelmetallwert dieser Kippermünze, ist deutlich geringer. Gelb: 1623 bezeichnet das Prägejahr. Bei Kippermünzen ist das Prägejahr oft gefälscht, um zu verschleiern, dass es sich um Kippermünzen handelt. Blau: (B) für Brenz an der Brenz (Landkreis Heidenheim) gibt die Prägestätte des Guldens an. Hier prägte Julius Friedrich von Würtemberg-Wettlingen. In allen folgenden Prägestätten prägte sein Bruder Johann Friedrich Herzog von Würtemberg: Kopf im Abschnitt = Berg CT = Christophstal S = Stuttgart T = Tübingen Während der Kipper- und Wipperzeit entstanden zahlreiche neue Prägestätten, um an dem hochlukrativen Geschäft teilzuhaben.
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Legende (Avers+Revers): IVLIVS FRID(ERICUS) D(EO) G(RATIA) DVX WIRT(EMBERGIAE) ET TEC(CIAE) CO(MES) MO(EMPELGARDIAE) DO(MINUS) IN HEI(DENHEIM). Übersetzung: Julius Friedrich, von Gottes Gnaden Herzog von Württemberg und Teck, Graf von Mömpelgard und Herr in Heidenheim. |
Dass Julius Friedrich die Münze mit seinem eigenen Namen versah, obwohl er kein Münzrecht besaß, zeigt, dass er nicht mit Konsequenzen rechnete.
Weiterführende Literatur:
Matthias Ohm, Eine Kippermünze literarisch, in: „Kipper- und Wipperzeit“ 1619-1623. Die größte Inflation in der Geschichte des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation, hg. von der Numismatischen Kommission der Länder in der Bundesrepublik Deutschland, Heidelberg 2023, S. 77–84. https://doi.org/10.11588/arthistoricum.1208.c18040
Ben Schreiber, 2. FS, Universität Heidelberg