Antike ohne Ende: Renaissance der Münzen

Markgraf Christoph I. von Baden, Dritteltaler (Dicken, Teston), 1519, geprägt in Baden-Baden

Die Münzprägung der Neuzeit flankiert eine Reihe tiefgreifender kultureller und historischer Veränderungen. Zum Ende des Mittelalters hatten sich in den zahlreichen und oft konkurrierenden Herrschaftsgebieten vielfältige, jeweils komplexe wie auch vielgliedrige Nominalsysteme etabliert. Zu den spätmittelalterlichen Goldmünzen, als kompakte höchstwertige Zahlungsmittel, traten neue, großflächige Silbernominale. Was im 15. Jahrhundert in Venedig mit der Lira Tron und in Mailand mit den Testoni begann, setzte sich bald in vielen Regionen Europas sowie in den rasch wachsenden Kolonien der Spanier, Engländer, Franzosen, etc. durch.

Zudem wurden somit gewaltige Mengen Edelmetall gefördert und in Umlauf gesetzt. Münzen wie etwa der Taler gaben den Münzherren sowie -gestaltern einen erweiterten Raum, um Politik, Religion und Mentalitäten auf Geld zu verewigen. Ob als Dollar, Peso, Scudo oder Silberdukat, Format und Menge ermöglichten es Stempelschneidern, großflächige und weitverbreitete Bilder zu schaffen. Gerade die seit dem späten Mittelalter blühende Medaillenkunst setzte für die Münzprägungen der Frühen Neuzeit maßgebliche Impulse. Wie in anderen Bereichen der Kunst und Kultur war es das Interesse an der Antike, ihrer Sprachen und Bilder, welches auch die Münzgestaltungen auszeichnete. Ganz in hellenistisch-römischer Tradition mit Herrscherportraits auf den Vorder- und Repräsentativem auf den Rückseiten konnten die neuzeitlichen Münzen überdies neue Gestaltungen aufweisen. Ob in den Formsprachen der Renaissance, des Barock, des Klassizismus oder der Kunststile der Neueren und Zeitgeschichte, die Münzen begleiteten und kommentierten die historischen Entwicklungen der jeweiligen Zeit. Bisweilen prägten ihre Botschaften und Funktionen diese sogar mit.

 

Johannes Eberhardt (Münzkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin)

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