Ein solcher Konkurrenzkampf blieb der Bevölkerung nie lange verborgen. So geschah es auch in der „Schinderlingszeit“: Das geringere Gewicht der Münzen fiel rasch allen auf, die das Geld in den Händen hatten. Für sie wurde die Herausforderung, die „schlechten“ Münzen herauszufiltern, zunehmend einfacher, da die Münzen bald nur noch aus Kupfer und Zinn bestanden, der Silberanteil belief sich auf lediglich zwei bis sieben Promille (!). Folglich sah man der Münze ihre schlechte Qualität an. Dieser Prozess wird Münzverschlechterung genannt. Die kaum noch werthaltigen Münzen bekamen vom Volk den Spottnamen „Schinderlinge“ verpasst.
Ein Nebeneffekt und Kennzeichen einer Inflation ist auch, dass andere Gegenstände oder Währungen an Wert gewinnen: Dies traf in der „Schinderlingszeit“ auf den böhmischen Groschen und die alten Pfennige zu, also die Pfennige, die noch mit bedeutend höherem Silberanteil geprägt worden waren.
An einem konkreten Bild lassen sich die damaligen Verhältnisse gut festmachen: Es gibt Berichte von Augenzeugen, die angeblich sahen, dass Kinder mit den Schinderlingen spielten und sie durch die Gassen warfen. Die Lebensumstände wurden im Volk auf einer Stufe mit Krieg oder der Pest wahrgenommen.
Die ständig steigende Inflation war nicht mehr aufzuhalten. Auf dem Höhepunkt der Inflation musste man für einen Pfennig zehn bis zwölf Schinderlinge zum Tausch parat haben. Im Frühjahr 1460 prägten der Wiener Münzmeister Nikolaus Teschler und die Wiener Hausgenossen fünflötige Weißpfennige, jedoch mit einem entscheidenden Unterschied: Die Prägung verwies nicht mehr auf Friedrich als Münzherren, sondern sie enthielten das Kürzel WHT: für Wien, Hausgenossen und Teschler. Dieser Schritt trug zur Stabilisierung der Währung bei und stoppte somit die Inflation. Die Bevölkerung hatte die Möglichkeit, ihre Schinderlinge im Verhältnis 6:1 gegen die neuen Pfennige einzutauschen. Dennoch hatten diese drei Jahre bei den Menschen ein lang anhaltendes Misstrauen gegenüber der Silberwährung ausgelöst.
Luca Metzger, B.A. Geschichte (Universität Heidelberg)