Schon seit Gründung des Delisch-Attischen Seebundes wurde großen Wert auf die Zahlung von Beiträgen (phoroi) gelegt. Das waren zumeist finanzielle Abgaben, die die Bündner in die Kasse des Seebundes einzahlen mussten. Einige Bündner leisteten ihre Beiträge aber auch, indem sie Schiffe zur Verfügung stellten. Mit diesen Tributen wurden Truppen und Kriege finanziert. Das Geldvermögen des Seebundes war dadurch so hoch, dass die Bündner all ihren Gegnern überlegen waren.
Eingesammelt wurden die Beiträge von sogenannten hellenotamiai (Verwalter der Bundeskasse), die offenbar von Anfang aus Athen stammten. Zunächst befand sich die Kasse des Seebundes auf Delos. Im Jahr 454/3 v. Chr. wurde sie allerdings nach Athen geschafft und die Beiträge wurden fortan dort gesammelt. Damit waren die Zahlungen die Finanzierungsgrundlage für die athenische Herrschaft im Bund und damit eher Tribute als Beiträge.
Auf den heute als Tributlisten bezeichneten öffentlich angebrachten Inschriften machten die Athener über viele Jahre hinweg die Einnahmen des Seebundes bekannt. Hier wurden Jahr für Jahr alle Bündner und ihre geleisteten Beträge aufgelistet. Die Listen fielen durch ihre eindrucksvolle Größe auf. Viele davon sind noch heute erhalten. Hier ein Fragment einer solchen Tributliste:
Die gut erhaltenen Teile der Inschriften geben Einblicke, welche Bündnisparter in welchen Jahren wie viel Tribut zahlten. Die Beiträge reichten von 300 Drachmen für kleinere Staaten bis zu 30 Talenten, also etwa 180.000 Drachmen (600-mal so viel!).
Bis zum Beginn des Peloponnesischen Krieges (431 v. Chr.) lagen die Einkünfte durch Tribute bei jährlich ca. 460 Talenten, also beinahe 3 Millionen Drachmen. Zusammen mit Reserven erlaubten es diese Einkünfte den Athenern, einen Seekrieg zu planen. Die Flotte umfasste mehr als 200 Schiffe, auf denen Matrosen und Ruderer arbeiteten, die einen Sold erhielten. Daran ist erkennbar, dass die Finanzierung von Krieg ein grundlegendes Thema attischer Herrschaft gewesen sein muss. Als Reaktion auf die unerwartet hohen Kosten des Peloponnesischen Krieges wurden im Jahr 425 v. Chr. auch die Tributeinkünfte auf 1460 Talente (fast 9 Millionen Drachmen) im Jahr erhöht.
Weiterführende Literatur:
Malitz, J.: Der Preis des Krieges. Thukydides und die Finanzen Athens. In: F. Burrer (Hrsg.): Kriegskosten und Kriegsfinanzierung in der Antike. Darmstadt 2008, 28-45.
Sarah Schachner, B.A. (Universität Freiburg)