Die Darstellung von Staffelbüsten auf Münzen geht auf die hellenistischen Herrscherhäuser, wie z. B. die Ptolemäer oder Seleukiden zurück. Auf ihnen wird der Herrscher zusammen mit seiner Gemahlin dargestellt.
Avers: AΔEΛΦΩN (adelphon = Bruder). Gestaffelte Doppelbüsten des Ptolemaios II. und der Arsinoë II. mit Diademen, drapiert, nach rechts, im linken Feld: ein Monogramm. |
Revers: ΘEΩN (theon = Gott). Gestaffelte Doppelbüsten des und Ptolemaios I. Soter und der Berenike I. mit Diademen, drapiert, nach rechts, im linken Feld: eine Lanzenspitze. |
Ein Beispiel dafür ist die gestaffelte Doppelbüste von Ptolemaios II. Philadelphos zusammen mit seiner Schwester-Ehefrau Arsinoë II. auf dem Avers und Ptolemaios I. Soter und Berenike I. auf dem Revers. Dieser für den Osten typische Herrscherdarstellung schloss sich auch Marcus Antonius an.
Avers: M·ANTONIVS·IMP·COS·DESIG·ITER·ET·TER. Gestaffelte Doppelbüste des Marcus Antonius (gelb) mit Lorbeerkranz und der Octavia (pink) nach rechts. |
Revers: III·VIR - R·P·C. Dionysos mit Thyrsos und Kantharo nach links, zwischen zwei großen Schlangen auf einer Cista mystica . |
Er betonte über die Münzlegenden nämlich nicht nur all seine politische Macht als Imperator (IMP), Konsul (COS) und Triumvir (IIIVIR), sondern seine Münzbilder gingen sogar noch weiter als sich nur an die für Herrscherpaare typische Darstellungsart im Osten anzupassen: Die Münzen des Marcus Antonius spiegelten einerseits die politische und dynastische Stabilität durch das Herrscherpaar an sich, andererseits aber auch die politische Stabilität durch familiäre Bindungen wider. Dies kann man auf einigen Münzen des Marcus Antonius und seines Schwagers Octavian zusammen mit Octavia, dessen Schwester und Antonius Frau, erkennen.
Avers: M·ANT·IMP·TER·COS·DES·ITER·ET·TER·III·VIR·R·P·C. Links Staffelbüste des Marcus Antonius (gelb) und Octavian (blau) nach rechts, gegenüber der Büste der Octavia (pink) nach links. |
Revers: [L BIBVLVS M] F·PR·DESIG. Drei Schiffe mit geblähten Segeln, nach rechts, darunter eine Triskele, im r. Feld: Γ. |
[…] Jetzt seien aller Menschen Augen auf sie [Octavia] gerichtet, da [sie] zwei Oberfeldherren, dem einen als Gattin, dem anderen als Schwester, nahestehe.
- Plut. Ant. 35, 2 (Übersetzung von K. Ziegler)
Trotz der eindeutigen Botschaft der Münzen, die auf die Verbindung von Marcus Antonius und Octavia und im weiteren Sinne somit auch mit Octavian selbst eingehen, treten ab dem Jahr 36 v. Chr. Münzen mit der Abbildung Kleopatras zusammen mit Antonius auf. Jene hatten im Jahr zuvor ihre Affäre nach einer dreijährigen Pause wieder aufgegriffen.
Die im Osten verbreitete Darstellung einer vereinten und durch familiäre Verbindungen gestärkten römischen Herrscherspitze wurde somit letztlich ad absurdum geführt.
Tiana Rutz, 6. B.A.-Semester, Universität Heidelberg