Im Westen (und Osten) nichts Neues: Die Kriege der 1660er- bis 1690er-Jahre

Die Herrschaft Leopolds wird auch heute noch vor allem mit den zahlreichen Kriegen verbunden, die der Kaiser an den Grenzen des Reichs viele Jahre lang führte. Sie bildeten den vermutlich nachhaltigsten Einfluss auf die Jahrzehnte nach dem Dreißigjährigen Krieg. Im Osten ging von den Osmanen eine ständige Bedrohung der Machtstellung der Habsburger in Ungarn aus, was seit den 1660er-Jahren zu heftigen Auseinandersetzungen führte. Als die Türken 1683 vor der Hauptstadt Wien standen, war der Krieg im Herzen der habsburgischen Erblande angekommen. Etwa zur gleichen Zeit führten die Ansprüche des französischen Königs Ludwig XIV. auf deutsche Territorien im Grenzgebiet zu Frankreich zu mehreren, dicht aufeinanderfolgenden Kriegen, welche die kaiserlichen Armeen in aufreibende Schlachten verstrickten. Insbesondere die Zerstörung der Kurpfalz und ihrer Hauptstadt Heidelberg durch französische Truppen im Jahr 1693 führte zu einem Aufschrei unter den Fürsten des Reichs.

Es verwundert daher kaum, dass es vor allen kriegerische Ereignisse waren, die Eingang in die zeitgenössische Bildpropaganda fanden: Medaillen und Flugschriften feierten die Siege des eigenen Lagers, während über die Niederlagen der Gegner hergezogen wurde. Häufig konnte die Propaganda hierbei besondere Dynamiken entfalten: Im Falle der Türkenkriege wurde das Zurückdrängen des Feindes vor dem Hintergrund des religiösen Gegensatzes zwischen Christen und Muslimen symbolisch aufgeladen. Ganz anders im Westen: Hier beriefen sich der Kaiser und seine Verbündeten darauf, die französischen Versuche zur Errichtung einer europaweiten Vormachtstellung zurückzudrängen. 

Medaille Anton Meybuschs auf Kaiser Leopold I. und die Befreiung Wiens 1683 (LMW, Münzkabinett, Inv.-Nr.: MK 19002).

 

Diese Medaille von Anton Meybusch (1645–1702) unterstreicht die Tragweite, die dem kaiserlichen Sieg über das osmanische Heer 1683 vor Wien zugemessen wurde. Auf der Vorderseite ist hier ein Brustbild Leopolds zu sehen, der sich als Feldherr mit Lorbeerkranz nach römischem Vorbild in Szene setzt. Die Rückseite zeigt eine Kampfszene zwischen den Heeren des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation und des Osmanischen Reichs, über der Fama, die Göttin des Ruhms, den Sieg der Kaiserlichen Truppen verkündet.

 

 

Nicolas Schmitt, B.A. (Universität Heidelberg)

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