Napoleon: Ein neuer Jupiter 

Neben zahlreichen Gleichsetzungen und Vergleichen mit römischen Kaisern ging Dominique-Vivant Denon sogar so weit, Napoleon in Verbindung mit dem höchsten römischen Gott Jupiter zu bringen. Dies geschah vor allem über den Einsatz spezifischer Attribute, aber auch in Anlehnung an kaiserzeitliche Münzmotive. Die Attribute des Jupiters sind sehr charakteristisch: Vor allem das Blitzbündel weist unmissverständlich auf den obersten römischen Gott hin. Aber auch der Adler wird zu den Attributen gezählt.

Beide Attribute finden wir auf einer Napoleonischen Medaille vereint, welche die Siege des Jahres 1807 feiert (Abb. 1).  Das Motiv der Rückseite ist entsprechend unspezifisch gehalten: Zu sehen ist ein Adler, der beinahe die vollständige Bildfläche ausfüllt. Er sitzt auf einem Blitzbündel, was die Darstellung eindeutig macht. Der Adler wird von der römischen Siegesgöttin Victoria als Zeichen des Triumphes bekränzt. Unter der Darstellung prangt ein „N“ für Napoleon Bonaparte, dessen Name damit Teil der Komposition und damit dem Rückbezug auf den antiken Gott wird. Das Motiv ist zudem ebenfalls kaiserzeitlichen Münzen entlehnt, wie ein Blick auf einen republikanischen Denar zeigt (Abb.2).

Abb. 1: Revers einer Medaille auf die Siege 1807
Abb.2: Republikanischer Denar, 43 v. Chr.

Auch damit stellte Denon die Napoleonische Herrschaft in eine Traditionslinie mit der römischen Antike und verlieh den Siegen des Jahres 1807, die die Medaille feiert, eine besonders historisch bedeutsame Strahlkraft. 

Abb. 3: Avers einer Medaille auf die Akademie der
schönen Künste,1808

Auch an anderer Stelle finden wir auf den Medaillen Hinweise auf Jupiter, so etwa auf einer Medaille, die an die Wiedererrichtung der Akademie der schönen Künste, auf deren Avers ebenfalls ein Blitzbündel zu erkennen ist (Abb.3).

Viel deutlicher jedoch als auf einer Medaille auf Napoleons Aufenthalt im Schloss Schönbrunn in Wien im Jahr 1809 kann die Beziehung zwischen Napoleon und Jupiter allerdings nirgendwo ausgemacht werden (Abb.4). Ihr Revers zeigt den thronenden Jupiter Stator als Vatergott und Beschützer. In seiner Rechten hält er ein Szepter, in seiner Linken sein Blitzbündel. Darstellungen des thronenden Jupiters finden sich ebenfalls auf antiken Münzen, wie zum Beispiel einem As des Kaisers Antoninus Pius (Abb. 5).

Der thronende Jupiter stand allerdings nicht nur für Medaillen Modell, sondern auch für zahlreiche großformatige Ölmalereien, in denen sich Napoleon in Manier des römischen Gottes abbilden ließ, so zum Beispiel durch Jean-Auguste-Dominque Ingres - in bereits bekannter Pose. (Abb.6) 

Abb. 4: Jupiter Stator auf dem Avers einer
Napoleonischen Medaille, 1809
Abb. 5: Revers eines As des Kaisers
Antoninus Pius, 140 - 144 n. Chr.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Abb.6: Napoelon auf dem Thron, Jean Auguste Dominque Ingres , 1806
Jean-Auguste-Dominique Ingres, Public domain, via Wikimedia Commons

Sophie Preiswerk, B.A. (Universität Heidelberg) 

 

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