Medaille und Druckgrafik: Ein unschlagbares Team

Im 18. Jahrhundert entstehen in Form der „Münzbelustigungen“ des Nürnberger Historikers Johann David Köhler (1684–1755) erste numismatische Zeitschriften, die dem interessierten Publikum in regelmäßigen Abständen Abbildungen unterschiedlichster Münzen und Medaillen boten. Dabei fanden Prägungen aus allen Jahrhunderten und Herkunftsräumen Eingang. Von unschätzbarem Wert sind auch heute noch die teils sehr ausführlichen Beschreibungen unter den Münz- und Medaillenabbildungen, die Hintergrund und Bildprogramm der Objekte erläutern. 

Medaille auf den Wiederaufbau von Schwäbisch Hall nach dem Brand, 1735 (LMW, Münzkabinett, Inv.-Nr.: 539); Johann D. Köhler: Historische Münz-Belustigung, Nürnberg 1748, S. 217.

Man greift also zu kurz, wenn man Münzen und Medaillen ausschließlich auf ihre unmittelbare Präsenz in fürstlichen oder bürgerlichen Sammlungen reduziert. Ihre Wirkung muss dagegen immer im Zusammenhang mit anderen Medien der Frühneuzeit gesehen werden: Vor allem die Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern Mitte des 15. Jahrhunderts war hierbei von großer Bedeutung; so wurde es möglich, Vervielfältigungen von Texten und Abbildungen vergleichsweise preiswert anzufertigen. Auf diese Weise konnte der Kreis an Menschen, an die etwa eine politische Botschaft vermittelt werden sollte, deutlich erweitert werden. Die Nähe zwischen Druckgrafik und Medaillenkunst zeigt sich dabei auf mehreren Ebenen:

 

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Zum einen entstanden schnell Druckwerke, in denen antike Münzen, Inschriften sowie archäologische Zeugnisse abgebildet wurden. Ein besonders frühes Beispiel einer solchen Materialsammlung stellen die Illustrium Imagines des italienischen Humanisten Andrea Fulvio (ca. 1470–1527) dar, der zur Illustrierung seiner Kurzbiographien antiker Persönlichkeiten auf numismatische Quellen zurückgriff. Später erschienen dann großangelegte Geschichtswerke, deren Ausführungen sich ganz maßgeblich auf die Verwendung alter Münzen stützten und diesen Rückbezug auch deutlich im Titel trugen (z.B. die Histoire Metallique, Historia ex nummis illustrata usw.).

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Zum anderen griffen frühneuzeitliche Medailleure und Stempelschneider häufig auf andere künstlierische Gattungen zurück: Bei der Suche nach Motiven dienten ihnen Porträts ihrer Auftraggeber sowie Stadt- oder Gebäudeansichten als geeignete Hilfsmittel, um eigene Medaillenbilder zu entwerfen. Darüber hinaus fanden sie in den seit der Renaissance ebenfalls gedruckten Sammlungen von Sinnbildern (‚Emblemen‘) vielfach Vorlagen für intellektuell anspruchsvolle Kombinationen von Bild- und Textinhalten.

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Außerdem finden sich zahlreiche Beispiele, in denen Druckgrafik und Medaillenkunst fließend ineinander übergehen und aufeinander verweisen. Hier waren es insbesondere größere Medienereignisse wie Kaiserkrönungen, auf die wechselseitig numismatische Objekte und Kupferstiche anfertigt wurden.

 

 

Nicolas Schmitt, B.A. (Universität Heidelberg)

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