Besondere Anlässe erfordern besondere Maßnahmen zur Erinnerung. Zu diesen anlassbezogenen Medaillen aus dem privaten Bereich gehören die sogenannten Taufmedaillen. Ab dem 16. Jahrhundert wurden die traditionellen Geldgeschenke der Paten unter Patrizier- und Bürgerfamilien oftmals durch eigens angefertigte Medaillen ersetzt. Die unten abgebildete Taufmedaille aus dem Jahr 1696 wurde für eine Frau namens Elisabeth Rau angefertigt. Wir lernen durch solche privaten Objekte also auch Personen kennen, die nicht zum Adel gehören und in anderen Quellen nicht auftauchen!
Und was konnte man auf solchen Taufgeschenken abbilden? Die Medaille greift die wesentlichen Merkmale dieser Gattung auf: Die Vorderseite ziert ein religiöses Motiv, hier thematisch passend die Taufe Jesu im Jordan, der Revers gibt Auskunft über den Geburtstag, die Geburtsstunde des Täuflings und nennt den Paten oder die Patin. Die Medaille verfügt über eine Öse sowie einen Henkel und konnte somit beispielsweise an einer Kette getragen werden. Je nach Material war ein solches Stück jedoch nicht nur eine schmuckhafte Erinnerung, sondern konnte auch einen beachtlichen materiellen Wert haben. All dies machte die Taufmedaille zu einem beliebten Geschenk der Paten und Patinnen an die Täuflinge.
Weiterführende Literatur:
Maué, Hermann: Medaillen als Geschenke und fürstliche Gnadenwerweise. Aus den Aufzeichnungen des Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach (1723-1757). In: Reiner Cunz (Hrsg.): Fundamenta Historiae. Geschichte im Spiegel der Numismatik und ihrer Nachbarwissenschaften, Hannover 2004, S. 283–295.
Steguweit, Wolfgang: Europäische Medaillenkunst von der Renaissance bis zur Gegenwart, Berlin 1995.
Dethlefs, Gerd: Die Anfänge der Ereignismedaille. In: Wolfgang Steguweit [Hrsg.]: Medaillenkunst in Deutschland von der Renaissance bis zur Gegenwart. Themen, Projekte, Forschungsergebnisse (Die Kunstmedaille in Deutschland, Bd. 6), Dresden 1997.
Vivien Schiefer, B.A. (Universität Heidelberg)