Münzgeschichte des Mittelalters (um 500 bis um 1500 n. Chr.) – ein kurzer Überblick über die Entwicklung in Mitteleuropa

 

Pfennig Ludwigs des Frommen (reg. 814–840), geprägt in Mailand.  

 

Die eintausend Jahre zwischen 500 und 1500 n. Chr. lassen sich münzgeschichtlich in mehrere Epochen einteilen.

Die karolingische Reform

Der Zusammenbruch des Römischen Reiches führte zu einem Niedergang des Münzwesens: In der Völkerwanderungszeit wurde kaum Geld geprägt.

Im Merowingerreich gaben mehrere hunderte Prägeherrschaften Münzen aus. Den karolingischen Herrschern gelang es, das Münzwesen zu ordnen und zu vereinheitlichen. Karl der Große (reg. 768–814) legte fest, dass im gesamten Fränkischen Reich aus einem Pfund Silber (gut 400 g) 240 Pfennige geschlagen werden sollten.

 

 

Die Epoche der Fernhandelspfennige

Geldgeschichtlich unterscheidet sich die Zeit der ottonischen und salischen Könige und Kaiser von der vorhergehenden karolingischen Periode wie von der nachfolgenden staufischen Epoche.

 Pfennig, geprägt in Esslingen während der Herrschaft Heinrichs II. (reg. 1002–1024).

       

Im 10., 11. und frühen 12. Jahrhundert lief der größte Teil der deutschen Münzen nicht im Inland um. Der lokale Zahlungsverkehr, insbesondere auf dem Land, war vom Tauschhandel und von Naturalabgaben (wie Getreide, Milchprodukte und Vieh) bestimmt.

Wie zahlreiche Funde in Skandinavien, im Baltikum und in Russland zeigen, wurden die Münzen dieser Zeit vor allem im Fernhandel verwendet.

 

Pfennig von Kaiser Friedrich Barbarossa (reg. 1152–1190) und Bischof Hermann II. von Bamberg (reg. 1170–1177), geprägt in Bamberg.

 

 

 

 

 

Die Zeit der regionalen Pfennige

 Mit dem Aufkommen der (Reichs-)Städte sowie dem Erstarken der weltlichen und geistlichen Fürsten nahm die Anzahl der Prägestätten stark zu: Gab es in ottonisch-salischer Zeit knapp 150 (die zudem nicht alle gleichzeitig aktiv waren), so waren es nun vermutlich über 500. Die Münzen der vielen Prägeherren hatten vielfach nur in ihrem Herrschaftsgebiet Gültigkeit. Auch in dieser Epoche blieb der silberne Pfennig das dominierende Nominal.

 

Neue Nominale im Spätmittelalter

 

Goldgulden aus Florenz, 1391.

Im Spätmittelalter entstanden außerhalb des Reichs neue Münzsorten, die von den deutschen Prägeherren übernommen und verändert wurden: In Florenz wurden seit 1252 Gulden (Florene) geprägt, in Venedig seit 1284 Dukaten.

Auch große Silbermünzen, die Groschen, die zunächst in Böhmen und Frankreich ausgegeben wurden, fanden den Weg ins Reich.

Gemeinsamer Pfennig des Erzbistums Mainz und der Kurpfalz, geprägt nach 1464. 

 

 

Um der Zersplitterung des Geldwesens entgegenzuwirken und so den Handel zu erleichtern, schlossen sich die Prägeherren in Münzbünden zusammen und gaben gemeinschaftlich Geld aus.

 

Der Übergang zur Neuzeit

Im ausgehenden 15. Jahrhundert wurde mit dem Taler eine neue rund 30 g schwere Silbermünze eingeführt. Mit seinem Durchmesser von 40 mm bot der Taler den Münzherren die Möglichkeit, ihr Bildnis und ihr Wappen nun deutlich größer als bisher prägen zu können. Der Taler verbreitete sich weltweit. In der Bezeichnung „Dollar“ lebt er bis heute fort.

„Reitertaler“ Herzog Ulrichs von Württemberg (reg. 1503–1519 und 1534–1550) aus dem Jahr 1504.

 

 

 

Weiterführende Literatur (Auswahl)

Bernd Kluge, Numismatik des Mittelalters, Bd. 1: Handbuch und Thesaurus Nummorum Medii Aevi, Berlin/Wien 2007 (Österreichische Akademie der Wissenschaften. Phil.-Hist. Klasse, Sitzungsberichte, Bd. 769. Veröffentlichungen der Numismatischen Kommission, Bd. 45).

 

Dr. Matthias Ohm

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