Münzstätten erkennen: Prägestätten in der Spätantike
Während in der Kaiserzeit üblicherweise Rom die offizielle Hauptprägestätte des Imperiums war, gab es in der Spätantike eine Fülle an verschiedenen Prägeorten, die über das gesamte Reich verteilt waren. Um kenntlich zu machen, wo eine einzelne Münze geprägt wurde, prägte man eine Abkürzung in den Abschnitt der Münze, die auf die jeweilige Münzstätte verweist. Die Abkürzungen bestehen dabei oft aus einem Kürzel des Stadtnamens und der Angabe, welche der verschiedenen Werkstätten (officinae) jeweils tätig war.
Unterschieden wird hier meist zwischen prima, secunda, tertia und quarta was jeweils üblicherweise mit P, S, T und Q abgekürzt wird. Für die erste Offizin aus Trier ergibt sich so die Abkürzung PTR oder TRP. Für das zweite Officium aus Trier STR oder TRS und so weiter. S, P, T und Q können allerdings auch komplett wegfallen, womit sich für Trier auch schlicht TR finden lässt. Die anderen Prägeorte lassen sich durch dasselbe Schema ermitteln. So lautet die Abkürzung für Siscia (Sisak, Kroatien) SIS und Ticinum (Pavia, Italien) TI. Heracleia (Marmara Ereglisi, Türkei) wird mit H abgekürzt und Aquileia mit AQA oder AQP. Wobei diese Orte auch mit den oben genannten Abkürzungen kombiniert sein können.
Daneben gibt es noch einige weitere Prägestätten, aber auch andere Buchstabenkürzel, die sich auf Münzen finden lassen. So kann P, wenn es nicht gerade für prima steht, auch pecunia bedeuten. Außerdem findet sich SM, was für sacra moneta, also heiliges Geld, steht. So kann beispielsweise Heracleia mit H, aber auch mit SMH abgekürzt werden.
Dadurch, dass die meisten Prägestätten nicht durchgehend in Gebrauch waren, lassen sich die Münzen mithilfe der Abkürzungen nicht nur räumlich, sondern auch zeitlich einordnen. Die Münzstätte in Ostia war beispielsweise nur von 308 bis 313 n. Chr. aktiv, womit eine Münze, auf der sich das Kürzel OST befindet, genau in diesem Zeitraum geprägt worden sein musste.
Simon Wagner (5. Semester, Universität Mannheim)