Aeneas auf Münzen

Der trojanische Held Aeneas ist in der Römischen Kaiserzeit ein eher selten gewähltes Münzmotiv.


Aureus des Octavian mit Aeneas,
Bibliothèque Nationale de France 
​Paris, Inv-Nr. REP-21442. RRC 494/3.

Unter Octavian, dem späteren Kaiser Augustus, wurde das Motiv des Aeneas wenige Jahre nach Caesar, nämlich 42 v. Chr. auf dem Revers eines Aureus aufgegriffen. Zu sehen ist Aeneas, der nach rechts geht und seinen Vater Anchises auf seiner linken Schulter trägt.

Die Legende lautet, von 12 Uhr gegen den Uhrzeigersinn gelesen: L•REGVLVS IIII•VIR•A•P•F (Lucius Regulus Quattuorviri ad pecuniam feriundam). Interessant an der Legende ist, dass von vier Münzmeistern die Rede ist anstelle der üblichen drei. Grund dafür ist, dass Caesar mit einer Reform einen vierten Münzmeister hinzugefügt hatte und diese Reform anfangs auch noch unter Octavian galt.

Anzumerken ist, dass der Aureus die erste Prägung mit Aeneas-Motiv seit der Prägung des Denars des Caesar mit Aeneas ist. Der Aureus entstand, nachdem Octavian seinen Adoptivvater Caesar gerächt hatte, wodurch er seine pietas  gegenüber seiner Familie – explizit gegenüber seinem (Adoptiv-)Vater – unter Beweis stellte. Daher war die Rezeption des trojanischen Helden Aeneas naheliegend. 


Denar des Traian mit Aeneas/ Restitution.
Münzkabinett der staatlichen Museen zu Berlin,
  Obj-Nr. 18207143, RIC II Trajan 801.

Besonders interessant ist diese Restitutionsmünze, die hier links zu sehen ist. Sie wurde unter Kaiser Traian 112-114 n. Chr. geprägt. Hierbei wurde das Motiv des Denars von Caesars mit Aeneas auf dem Revers direkt übernommen und sowohl Revers als auch Avers somit quasi kopiert. Nur die Legende wurde verändert. Es war charakteristisch für die Restitutionsmünzen, republikanische Motive, wie dieses, zu kopieren, um sich auf glorreiche, vergangene Zeiten zu berufen.

Die Legende des Revers lautet: IMP CAES TRAIAN AVG GER DAC P P REST (=Imperator Caesar Traianus Augustus Germanicus Dacicus Pater Patriae Restituit.) Dass es sich um eine Restitutionsmünze handelt, ist am Zusatz REST in der Reverslegende erkennbar. „Traianus […] Restituit“ übersetzt bedeutet, dass Traian dieses Motiv wiederhergestellt hat – im Sinne von "neu aufgelegt".


Aureus des Antoninus Pius mit Aeneas.
American Numismatic Society,
New York, Inv.-Nr. 1954.256.17,
RIC III Antoninus Pius 91.

Um die eigene pietas  hervorzuheben, eignete sich Aeneas als mythologischer Held besonders als Münzmotiv, da er sich durch seine Tugendhaftigkeit und sein Pflichtbewusstsein auszeichnete. Daher ist es nicht überraschend, dass auch unter Antoninus Pius 140-143 n. Chr. das Aeneas-Motiv für einen Aureus verwendet wurde.

Auf dem Revers ist Aeneas zu erkennen, der nach rechts läuft. An der rechten Hand führt er seinen Sohn Ascanius. Auf der linken Schulter trägt er seinen Vater Anchises

Die Reverslegende lautet: TR•POT COS•III (Tribunicia Potestate Consul III) Die Legende nimmt Bezug auf die tribunizische Amtsgewalt, die den römischen Kaisern zu dieser Zeit jährlich verliehen wurde, und gibt an, dass Kaiser Antoninus Pius bereits zum dritten Mal den Konsulat inne hatte. 

 

 

 

Irenäus Hartmann, 1. B.A.-Semester (Universität Heidelberg)

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