Der Partherkrieg im Spiegel der Münzprägung

 

Zunächst verlief die Auseinandersetzung mit den Parthern sehr positiv für die Römer. Schon im Jahr 114 n. Chr. konnte der einstige „Pufferstaat“ Armenia als Provinz eingerichtet werden (Cass. Dio 68 20,3). Parthamasiris, der von Chosroes I. eingesetzte König, wurde hingerichtet.


Münzsammlung der Staatlichen
Museen zu Berlin, Inv. 18204400
Traian in Feldherrentracht mittig. Er hat den
linken Fuß auf Armenia gestellt. Links und
rechts am äußeren Bildrand lagern die
Flussgötter Euphrat und Tigris.

Natürlich wurde der dadurch klar hervorgehobene Herrschaftsanspruch Roms auch auf Münzen thematisiert – erstaunlicherweise jedoch nicht sofort, sondern mit etwas zeitlichem Verzug. Erst zwischen 20. Februar 116 bis August 117 n. Chr. (Woytek 2010, 476f.) wurden Sesterzen zur Legende ARMENIA ET MESOPOTAMIA IN POTESTATEM P R REDACTAE ausgegeben, was ungefähr „Armenia und Mesopotamia unter der Kontrolle/Herrschaft der Römer“ bedeutet. Die Münzen erscheinen also pünktlich zur Annahme des PARTHICVS-Titels im Februar 116 n. Chr., den Traian nach der Einnahme Ktesiphons, der Hauptresidenz der Arsakiden, im Januar desselben Jahres, in die Titilatur aufnahm.

Traian dominiert mit Rüstung, parazonium (Schwert) in der Linken und Speer in der Rechten das Motiv. Er hat seinen linken Fuß auf eine Personifikation gestellt, die eine armenische Kopfbedeckung trägt und daher als personifizierte Armenia interpretiert werden kann. Links und rechts lagern zwei Flusspersonifikationen, die als Euphrat und Tigris zu identifizieren sind. Sie stehen damit für das Zweistromland Mesopotamien. Das "wording" der Legende ist jedoch ungewöhnlich und weist nicht auf Provinzeinrichtungen hin, was wohl eigentlich einmal vorgesehen war (Eutr. VIII 2). Der Plan Mesopotamia und Assyria zu römischen Provinzen zu mache, scheint also zu diesem Zeitpunkt bereits aufgegeben geworden zu sein.

Drei weitere Münzmotive unterstreichen die vorgebliche Unterwerfung des Partherreiches ebenfalls. Vorgeblich deshalb, da sich die Römer im Verlauf des Jahres 116 n. Chr. bereits erbittertem Widerstand gegenübersahen und zunehmend nicht mehr Herr der Lage waren.

Die weiteren, den Partherkonflikt thematisierenden Prägungen datieren zeitgleich wie das erste Motiv und gehören damit offenbar zu einer medialen Strategie, den neu erworbenen Siegertitel entsprechend durch verschiedene Bildmotive auf diversen Nominalen in Szene zu setzen.


Münzkabinett KHM Wien, Inv.: RÖ 8539
Die Krönung von Parthamaspates zum
Klientelkönig Roms.

Zur Legende REX PARTHIS DATVS wird Traian auf einem Podium sitzend dargestellt, während er Parthamaspates, dem Sohn des parthischen Königs Chosroes I., das Diadem aufsetzt. Vor beiden kniet die personifizirete Parthia. Hinter Traian steht ein Offizier, der sich zu ihm beugt. Parthamaspates hatte die arsakidischen Truppen angeführt, die große Gebietsanteile von den Römern zurückerobern konnten. Traian gelang es jedoch den parthischen Königssohn vom Frontenwechsel zu überzeugen, wofür er ihn quasi zur Belohnung als König der Parther einsetzte. Offenbar versuchte man über diese Darstellung bereits Schadensbegrenzung zu betreiben und zu unterstreichen, dass Rom – trotz aller Widerstände – nun immerhin den parthischen König einsetzte.

Auch jener "frischgebackene" parthische König von „Roms Gnaden“ ließ Münzen prägen, die ihn mit Diadem und aufwändig geschmückter Tiara zeigen. Der Revers ist besonders interessant, greift er doch – in der Tradition der parthischen Münzprägung – eines der wichtigsten Synonyme für das parthische Volk auf: den Bogenschützen.

Münzsammlung der Staatlichen Museen zu Berlin, Inv. 18202793.

Av.: Drapierte Büste des Parthamaspates nah links

Rs.: Scheinlegende um einen Bogenschützen auf einem Stuhl in parthischer Tracht

 

Genau mittels dieser Bildchiffre, wird auf römischen Aurei und Denaren die Niederlage der Parther inszeniert:

Am Fuße eines mit erbeuteten Waffen geschmückten Siegesmals sitzen zwei bärtige parthische Gefangene, die eindeutig an der typischen parthischen Tracht, Hosen und Bögen, zu erkennen sind. Sie stützen ihren Kopf trauernd auf eine Hand. Die Aussage, die dieses Münzbild in Verbindung mit der Legende in die römische Welt tragen soll, ist deutlich: Die Parther sind geschlagen und Parthien erobert.


Staatliche Museen zu Berlin,
Inv. 18200609.
Zu PARTHIA CAPTA im Abschnitt der Münze
sitzen zwei trauernde Parther links und rechts
am Fuß eines tropaeums.

Auch die vierte ebenfalls zeitgleiche Prägung unterstreicht wieder klar den vermeintlichen Erfolg der Römer. Die aurei und Sesterzen zeigen auf dem Revers die umlaufende Legende REGNA ADSIGNATA, was übersetzt etwa „zugewiesene Königreiche“ bedeutet. Traian wird sitzend auf einem Podium in Begleitung von einem Liktor und einem Adjutanten dargestellt. Vor ihnen stehen drei Parther. Der erste nimmt als Symbol der übertragenen Herrschaftsgewalt über einen Teil des - vorgeblich - gesicherten und eroberten Partherreiches ein Diadem aus Traians Händen entgegen.


Münzkabinett KHM Wien, Inv.: RÖ 88275
Zur Legende REGNA AD-SIGNATA sitzt Traian
auf einem Podest in Begleitung zweier weiterer
Römer. Vor ihm stehen drei Parther. Der erste
nimmt ein Diadem entgegen.

Die hier vorgestellten numismatischen Motive, die inhaltlich ganz deutlich aufeinander aufbauen, bzw. sich gegenseitig rezipieren, visualisieren – unterstützt durch die Siegertitel und erklärenden Legenden – die Sichtweise, die Rom hinsichtlich des Partherkrieges nach außen tragen wollte: Rom ist Herr der Lage, erobert siegreich, was in einen militärischen Triumph mündet, der seinesgleichen sucht.

Tatsächlich wird Traian aber, wie oben bereits angedeutet, spätestens im Verlauf des Jahres 116 n. Chr. durch massiven parthischen Widerstand, diverse Aufstände und damit erhebliche Unruhe in der gesamten Großregion letztlich zum Rückzug gezwungen.

 

Weiterführende Literatur:

Woytek, B.: Die Reichsprägung des Kaisers Traianus (98-117) (MIR 14), Wien 2010.

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