Vesta - Keuschheit, Pflichtbewusstsein
Kennzeichen: verhülltes Haupt, manchmal palladium, Zepter, Opferschale (patera) oder rituelle Kelle (simpulum)

Dupondius für Julia, die Tochter des Titus
(RIC II,1² 397), Münzkabinett Staatliche
Museen zu Berlin, Objektnr. 18231420

Der Vestakult auf dem Forum Romanum bildete den religiösen Nukleus Roms, um den sich die Vestalinnen, ein ausschließlich weibliches Priesterkollegium, in ultimativem Pflichtbewusstsein zum Wohle aller kümmerten. Die Vestalinnen genossen einige Rechte, die normale römische Frauen nicht hatten, wie etwa rechtliche Selbstständigkeit. Gleichzeitig waren sie zur Jungfräulichkeit und Keuschheit verpflichtet und konnten bei Verstößen dagegen zum Tode verurteilt werden.
Ihre Hauptaufgabe war es, das Herdfeuer Vestas zu hüten. Im Tempel der Gottheit wurde außerdem eine kleine Statuette der Minerva, das palladium aufbewahrt. Der Legende nach aus Troja gekommen, sollte es den Fortbestand und die Sicherheit Roms garantieren.

Die im zweiten Jahrhundert häufiger verwendete, ikonographische Verbindung der Frauen des Kaiserhauses mit Vesta, wird erst unter den Flaviern mit dem auch hier abgebildeten Vesta-Revers für Julia, die Tochter des Titus, hergestellt. Julia, die zu diesem Zeitpunkt aussichtsreichste Stammhalterin der Flavier, sollte über die Verbindung zu Vesta wohl mit der castitas, der Keuschheit und Reinheit des Kultes assoziiert werden. Auf gleiche Weise wurde Vesta später auch für Trajans Frau Plotina und Hadrians Gattin Sabina verwendet.
Auch wenn für die Auswahl der Gottheit Vesta wohl die für die Dynastiesicherung wichtige Keuschheit der Ehefrau ausschlaggebend war, wurde hier mit der kontinuierlichen Nachfolge gleichzeitig die Sicherheit Roms verbunden: In der ausgestreckten Hand hält Vesta das palladium.

 

Mareile große Beilage (Universität Mannheim)

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