Die Entwicklung des Portraits – eine haarige Angelegenheit

Wie auch bei den Kaiserfrauen kann man die verschiedenen Stufen der Portraitentwicklung Traians an seiner Frisur und an seiner Kopfform erkennen. Grundsätzlich unterscheidet man nach heutigem Forschungsstand (Woytek 2010, S. 67–73) fünf Portraittypen: 

 

Portraittyp Schema Merkmale Datierung

 

 

Erster Portrait-Typus

  • Angleichung an Nerva
  • Schlichte Frisur
  • Leichter Mittelscheitel
  • Ovales Gesicht

Unmittelbar nach dem Amtsantritt (98 n. Chr.)

 

 

 

Bürgerkronen-Typus 

 

  • Dünnes und kappenartiges Haar
  • Gabelungen an der linken Stirnecke
  • Spitzen nach rechts gekämmt
100-103 n. Chr.

 

 

 

Typus Paris 1250-      Mariemont

 

  • Deutliche Gabelung in der Mitte
  • Locker gelegte Strähnchen
auf Münzbildern nach 103 n. Chr.
Decennalien-Typus

 

  • Haar nach links gekämmt
  • Hoher Hinterkopf
Allgemeine Einordnung zw. 107 und 111 n. Chr.
Opferbild-Typus

 

  • Weiterentwicklung des Decennalien-Typus
  • Haarzange rechts
Folgt auf Decennalien-Typus

 

Von großem Interesse für die Unterteilung des fünften Konsulats sind vor allem die letzten drei Typen. Der Typus Paris 1250-Mariemont wird durch seine lockere Gabelung und die Stirnfransen als Anknüpfung an Kaiser Augustus gewertet. Eine deutliche Wende stellt der Decennalien-Typus dar. Hierbei handelt es sich um das bekannteste Bildnis des Traian. Früher nahm man an, dass jede Variante an einen Schlüsselmoment in Traians Karriere erinnerte, wie z. B. sein zehnjähriges Regierungsjubiläum (Decennalia), aber heute gibt es einige Zweifel an dieser These. Der Opferbild-Typus tritt in der Endphase des fünften Konsulats und im VI. Konsulat vermehrt auf: Das Bildnis mit dem nach links gestrichenen Haar folgt auf den Decennalien-Typus und ist u. a. auch auf dem Traiansbogen in Benevent zu sehen.

 

Weiterführende Literatur:

Woytek, B.: Die Reichsprägung des Kaisers Traianus, 2 Bde, Wien 2010.

Weiterführende Literatur und zusätzliche Informationen zu den einzelnen Typen findet sich beim Klick auf den Typ.

 

 

Emanuel Marx (Universität Heidelberg)

 

 

 

 

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