Mitte des 17. Jahrhunderts – zum Zeitpunkt der Geburt des späteren Kaisers Leopold I. (reg. 1658–1705) – hatte sich die Medaille als bedeutendes Kommunikationsinstrument im Medienverbund der Frühen Neuzeit längst durchgesetzt. Fürstliche und bürgerliche Kunstförderer nahmen beträchtliche Summe in die Hand, um ihrem Namen Ruhm zu verleihen, an bedeutende Ereignisse zu erinnern oder politische Nachrichten öffentlichkeitswirksam zu verbreiten. Ähnlich wie seine Vorgänger auf dem Kaiserthron bediente sich auch der Habsburger Leopold eifrig der Kommunikationskanäle, die sich ihm über die Gestaltungsmöglichkeiten der Personen- und Ereignismedaille boten.
Als jüngerer, also nachgeborener Sohn Ferdinands III. war Leopold zunächst nicht für die Thronfolge im Reich vorgesehen: Ursprünglich auf eine geistliche Laufbahn vorbereitet, führte erst der frühe Tod seines Bruders Ferdinand (1633–1654) dazu, dass der junge Prinz als alleiniger Erbe in den Mittelpunkt der Ambitionen seiner Familie auf den römischen-deutschen Kaiserthron rückte. Im Jahr 1655 wurde Leopold zum König von Ungarn gekrönt, ein Jahr später folgte die Erhebung zum böhmischen König – beides Länder, in denen die Habsburger bereits seit Jahrhunderten die Herrschaft in Personalunion ausübten. Nach einem einjährigen Interregnum, in dem das Reich ohne Oberhaupt dastand, wählten die Kurfürsten Leopold 1658 schließlich entgegen französischer Bestrebungen zum römisch-deutschen Kaiser.
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Da sich die Herrscher des Heiligen Römisches Reichs in ihrer Herrschaftsfolge auf die römischen Kaiser des Altertums beriefen, lautete die Titulatur Leopolds I. nach seiner Krönung Romanorum Imperator (dt.: Kaiser der Römer), versehen mit dem Ehrenzusatz Semper Augustus (dt.: Allzeit Mehrer des Reichs). Als Ausdruck der kaiserlichen Würde diente der gekrönte Doppeladler, der stellvertretend für das komplizierte Gefüge des Reichs stand, das sich aus hunderten Fürstentümern und Reichsstädten zusammensetzte. |
In den folgenden Lerneinheiten geht es darum, wie verschiedene Elemente der Herrschaft Leopolds auf numismatischen Objekten dargestellt wurden. Am Ende kannst du in einem kurzen Quiz das Neugelernte überprüfen!
Nicolas Schmitt, B.A. (Universität Heidelberg)