Paduaner

 

Giovanni da Cavino, ca. 1540-1570, Münzkabinett des Landesmuseums Württemberg, Stuttgart, Inv. Nr. MK 23290
Sesterz mit Caligula auf dem Avers und Agrippina II., Drusilla und Iulia III. auf dem Revers, 37–38 n. Chr., Münzkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin, Obj. Nr. 18215930

Betrachtet man diese beiden Stücke, erstaunt zunächst die Datierung: Während das erste Stück aus dem 16. Jahrhundert stammt, wurde das zweite Stück, ein Sesterz, in der ersten Hälfte des 1. Jh. n. Chr. geprägt. Dabei sehen sich die beiden Stücke auffällig ähnlich. Was steckt dahinter?

Die Lösung: Bei dem ersten Stück handelt es sich um einen Paduaner. Paduaner sind Nachschöpfungen antiker Münzen, die größtenteils durch Giovanni da Cavino und den Münzsammler Alessandro Bassiano (Maggi) geschaffen wurden. Die beiden wirkten in Padua, daher der Name „Paduaner“. Sie kopierten vor allem Sesterzen und Dupondii.

Weil Paduaner antiken Münzen so stark ähneln, dachte man lange Zeit, es handele sich um Fälschungen. Allerdings unterscheiden sich die Paduaner von antiken Originalen in Farbe, künstlerischer Ausgestaltung und Gewicht. Cavino nutzte zum Beispiel deutlich dünnere Schrötlinge. Deswegen waren seine Paduaner leichter als die Originale. Zudem sehen die Oberflächen von Paduanern oft etwas verwaschen aus und die Proportionen der abgebildeten Figuren sind ausgewogener als die antiken Originale. Cavino gestaltete die Buchstaben gleichmäßiger, während die Buchstaben auf antiken Originalen oft ungleich groß sind. Insgesamt schuf Cavino über 100 Paduaner und erfand dabei auch viele neue Bildtypen, wie der VENI VIDI VICI-Paduaner anschaulich zeigt.

In der Herstellung unterscheiden sich Paduaner von den römischen, stets per Hammerschlag geprägten Originalen: Sie wurden gegossen oder auch geprägt, jedoch mit den technischen Hilfsmitteln der Zeit. Dies sieht man zum Beispiel an den Buchstabenformen: In römische Münzstempel sind die Buchstaben mit einem Werkzeug eingetieft worden, das oft eine keilförmige Vertiefung hinterlässt. Damit erscheinen die Buchstaben auf der Münze später ein wenig keilförmig erhaben. Die Buchstaben selbst haben daher auch oft leicht dreieckige Enden. Cavino jedoch nutzte dieses Werkzeug nicht. Dementsprechend sehen seine Buchstaben bei genauer Betrachtung anders aus.

 


Buchstabendetail von der Rückseite eines Originals

Buchstabendetail von der Rückseite eines Paduaners

 

In seltenen Fällen kann man an Unregelmäßigkeiten, überprägten Rissen und Patina-Resten erkennen, dass Paduaner sogar auf antike Münzen überprägt wurden. So wurden ganz besondere Medaillen hergestellt.

 

Weiterführende Literatur:

Matzke, M.et al.: All’antica. Die Paduaner und die Faszination der Antike. Schriftenreihe der Numismatischen Gesellschaft Speyer 55, Regenstauf 2018.

 

Lea Tappenbeck, 2. M.A. Semester (Universität Heidelberg)

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