Der fünfte Schritt betraf die Schmelzöfen. Das Schmelzen des Erzes ist der technisch anspruchsvollste Arbeitsschritt in der Gewinnung von Silber. Du musst dir vorstellen, dass die Arbeiter eine Temperatur von über 800°C herstellen mussten, um das Erz schmelzen zu können. Dabei durfte das Feuer eine bestimmte Temperatur nicht überschreiten.
Wie in der Abbildung zu sehen ist, standen vermutlich mehrere Öfen nebeneinander. Die Öfen wurden immer abwechselnd mit den sehr silberhaltigen Erzpellets und mit Kohle gefüllt.
Beim Schmelzprozess floss das silberhaltige Metall nun nach unten aus einer Öffnung heraus. Da Verunreinigungen leichter als das flüssige Erz waren, schwammen sie oben und konnten somit von den Arbeitern abgeschöpft und in eine getrennte Grube abgeleitet werden, während das silberhaltige Metall weiter in eine andere Grube floss, wo beides abkühlte.
Der sechste Schritt, die Kuppelation, trennt nun das Blei vom Silber. Wie vom Namen abzuleiten ist, sieht der Ofen von außen aus wie eine Kuppel. Der Kuppelofen ist im Grunde ein ausgekleidetes Loch, das von einer Kuppel überdacht war.
Die Auskleidung ist der entscheidende Punkt. Das Material muss feuerfest, porös und absorbierend sein. Benutzt wurde z.B. Asche aus Holz oder Knochen. Das gewonnene Bleierz wurde nun in dieses ausgekleidete Loch gegeben.
Um die Temperatur im Ofen stabil auf ca. 800°C zu halten, musste durch einen Blasebalg ständig neuer Sauerstoff zugefügt werden. Während der eine Teil des Bleis vollkommen zu einer feinen weißen Asche zerfiel und der flüssige Teil von der Auskleidung absorbiert wurde, blieb das reine Silber zurück.
Dieses Silber wurde dann gesammelt, um es weiterzuverarbeiten oder direkt zu verkaufen.
Damit hast du den langen und aufwendigen Prozess vom metallhaltigen Gestein zum reinen Silber (bis zu 99%) kennen gelernt.
Diesen findest du in der letzten Abbildung auch noch einmal in der Übersicht.
Im nächsten Kapitel erfährst du, wie genau aus diesem gewonnenen Silber Münzen wurden.
Weiterführende Literatur:
Rihll, T. E.: Making money in ancient Athens, in: D. J. Mattingly und J. Salmon (Hrsg.): Economies beyond Agricultures in the Classical World. London 2001, 15-42.
Thür, G. & Faraguna, M.: Silver from Laureion: Mining, Smelting, and Minting, in B. Woytek (Hrsg.): Infrastructure and Distribution in Ancient Economies. Wien 2019, 45-58.
Annika Friebe, B.A. (Universität Freiburg)