Das Portrait des Kaisers

Das Portrait des Herrschers prangt auf den meisten Münzen und Medaillen. Es weist die Medaille seiner Herrschaft zu und erlaubt es, die auf der Rückseite abgebildete Tugend, Allegorie oder das in der Medaille erinnerte Ereignis mit dem Gesicht des Herrschers in Verbindung zu bringen. 

Abb.1: Das Porträt Napoleons auf dem Avers einer 
Medaille auf die Krönungsfeierlichkeiten 1804

Die Art und Weise wie sich Napoleon auf seinen Medaillen darstellen ließ, erinnert stark an die antike Ikonographie. Es zeigt den Kaiser seit dem Moment seiner Kaiserkrönung 1804 als unbekleidete Büste mit Lorbeerkranz (Abb.1). Seine Züge sind unbewegt und wirken alterslos, das Portrait scheint der Zeit enthoben und stark idealisiert. Es erinnert an Münzportraits, die wir von Kaiser Augustus kennen. Auch er ist ohne Kleidung am Hals mit Lorbeerkranz abgebildet, wie ein Denar des Augustus zeigt (Abb.2, Zeitz 2003, S.32). Ebenso sind für sein Portrait die idealisierten Gesichtszüge charakteristisch.

Die Ähnlichkeit ist so augenfällig wie gewollt: In Augustus als erstem römischen Kaiser sah Napoleon ein willkommenes Vorbild für sein eigenes Kaisertum. Zudem stattete ihn der Verweis auf den ersten römischen Kaiser mit einer gewissen historischen Autorität und Kontinuität aus. Napoleon wird durch eine solche Parallelisierung sowohl als der neue Augustus gefeiert, als auch in die Tradition des römischen Kaisertums gesetzt.

Abb. 2: Das Porträt des Kaisers 
Augustus auf einem Denar des Augustus, 
2 v. Chr. - 5 n. Chr. 

 

Abgesehen davon, dass es sich dabei um ein prestigeträchtiges Erbe handelt, war Napoleon auf eine derartige Legitimation in besonderem Maße angewiesen. Denn Napoleon hatte mit seiner Krönung im Jahr 1804 mit den Prinzipien der Französischen Revolution gebrochen, die sowohl einen Kaiser als auch einen König ablehnten, zum anderen verfügte er als Kaiser über keine monarchische Tradition und musste überdies bemüht bleiben, Distanz zum so genannten Ancien Régime, also der von den Revolutionären abgesetzten Monarchie zu wahren. Napoleon musste daher seine fehlende Vergangenheit mit Geschichte füllen und setzte sich daher unter anderem mit römischen Kaisern wie Augustus gleich (vgl. Schmidt 2011, S.15). 

Das Porträt Napoleons auf Medaillen hatte für die Zeitgenossen zudem wohl eine besondere Durchschlagskraft. So berichtet die Comptesse de Rémussat etwa im Zuge der Krönungsfeierlichkeiten 1804, dass Napoleon selbst wie eine antike Medaille ausgesehen habe. (Remusat 1880, S.8). 

 

Literatur:

Schmidt, Rüdiger: Napoleon Bonaparte. Mythos, Charisma und Tod, in: Ders. u. Thomas Großbölting: Der Tod des Diktators. Ereignis und Erinnerung im 20. Jahrhundert, Göttingen 2011, S.13 – 34. 

Mémoires de Mme de Rémusat 1802 – 1808, Bd II, hrsg. von De Remusat, Paul, Paris 1880.

Zeitz, Lisa und Joachim: Napoleons Medaillen, Petersberg 2003. 

 

 

Sophie Preiswerk, B.A. (Universität Heidelberg)

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