Ein weiteres Beispiel dafür, welche wichtige Rolle Blutsverwandtschaft in der julisch-claudischen Dynastie spielte, sind Münzen des Claudius für seine Mutter Antonia. Das Haus der Antonia Minor, Tochter des Triumvirn Marcus Antonius und der Octavia, Schwester des Augustus, war Treffpunkt wichtiger und reicher Männer. Der Hausherrin mit der berühmten Abstammung, Mutter auch des berühmten Feldherren Germanicus und Ziehmutter des Caligula und seiner Schwestern, kam dabei offenbar eine so zentrale soziale Funktion zu, dass man davon ausging, dass ihr Bild auf Münzen in Edelmetall wie auch in der alltäglichen Bronzewährung eine positive Wirkung in der Außendarstellung kaiserlicher Autorität haben würde.
Unter dem bei ihr aufgewachsenen, aber nicht mit ihr verwandten Caligula wurde Antonia jedoch nicht auf Münzen geprägt - denn entscheidend war letztlich doch nicht ihr gesellschaftlicher Einfluss, sondern Antonias Stellung in der Blutlinie. Während Caligula über seine, dann unter ihm auch auf Münzen abgebildeten, Mutter Agrippina, Tochter der Augustustochter Julia, eine noch direktere Linie zum ersten Prinzeps konstruieren konnte, war seine Mutter Antonia, Tochter von Augustus Schwester Octavia, die "schnellste" Verbindung für ihren Sohn Claudius.
Auf Antonias Münzportraits scheint es fast so, als wären ihre Gesichtszüge sogar denen ihres Onkels Augustus angepasst worden. Auf den ersten Blick könnten manche ihrer Abbildungen gar für ein Portrait des Augustus gehalten werden – wäre da nicht das im Nacken zusammengebundene Haar.
Mareile große Beilage (Universität Mannheim)