Exkurs: Konfessionalisierung

Den Ausgangspunkt der Konfessionalisierung bildete die im Jahr 1517 durch Martin Luther angestoßene Reformation, in deren Zuge sich die Glaubensgruppe der Protestanten und Reformierten von der katholischen Kirche mit dem Papst als Oberhaupt abspalteten. Quer durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation wuchs darauf schnell die Zahl an Fürstentümern und Reichsstädten, in denen reformatorisches Gedankengut Fuß fassen konnte. Gleichzeitig setzten heftige theologische Grabenkämpfe ein, mit denen sich die Geistlichen der verschiedenen Lager voneinander abzugrenzen versuchten. Die wachsende konfessionelle Polarisierung führte dabei vom 16. bis zum 18. Jahrhundert zu mehreren kriegerischen Auseinandersetzungen, unter denen der Dreißigjährige Krieg (1618–1648) in Dauer und Intensität deutlich heraussticht. Die damit einhergehenden Propagandaschlachten wurden auch auf der Ebene der zeitgenössischen Druck- und Medaillenkunst geschlagen. Nach dem Westfälischen Friedensschluss 1648 begannen sich die Gräben zwischen den Konfessionskirchen langsam zu schließen.

Medaille von Christian Maler auf das Reformationsjubiläum, 1617 (LMW, Münzkabinett, Inv.-Nr.: MK 19187).

 

Inmitten der theologischen und politischen Spannungen, die ein Jahr später zum Ausbruch des Dreißigjährigen Kriegs führten, wurde 1617 das hundertjährige Jubiläum von Luthers Thesenanschlag begangen. Die auf diesen Anlass angefertigte Medaille bezeugt dabei das konfessionelle Selbstvertrauen des protestantischen Lagers. Auf der Vorderseite ist der Reformator zu sehen, der einen Scheffel von einer brennenden Kerze nimmt – stellvertretend für das Licht, das er in die katholische Dunkelheit gebracht haben soll. Die Rückseite zeigt einen Schwan als Sinnbild Luthers.

 

 

Nicolas Schmitt, B.A. (Universität Heidelberg)

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