Der Avers, die Vorderseite der Medaille, zeigt ein Brustbildnis Ludwigs XIV. im nach rechts gerichteten Profil. Auf dieser antikisierten Darstellung trägt er eine römische Tunika und einen Brustpanzer, den sogenannten Kürass. Quer über die Brust verläuft die Ägis, ein mythisches Ziegenfell, welches Athene, die griechische Göttin der Weisheit und des Krieges als Umhang trägt. Dieser soll seine:n Träger:in schützen und unterstreicht die Gleichstellung Ludwigs mit antiken Gottheiten und ihren Fähigkeiten.
Auf dem Brustpanzer ist außerdem eine Sonne mit menschlichem Gesicht zu sehen, die der dargestellten Sonne auf dem Revers der Medaille ähnelt. Ursprünglich war in Verbindung mit der Ägis jedoch keine Sonne abgebildet, sondern das Gorgoneion, der von Perseus abgeschlagene Kopf der Gorgone Medusa, dem nachgesagt wird, jeden zu versteinern, der ihn anblickt. Daher wurde das Gorgoneion später als Unheil abwehrendes magisches Schutz- und Abschreckungsmittel genutzt, weshalb es oft auf Brustpanzern, Schilden usw. gefunden wird.
Die Schlangenhaare der Medusa wurden im Laufe der Zeit zu den Strahlen der Sonne umgedeutet. Diese erhalten somit eine weitere schützende und abwehrende Bedeutung.
Auf Ludwigs Medaillen wird fast immer die Sonnensymbolik aufgegriffen, die ihn schon zu Lebzeiten zum legendären, die Welt überstrahlenden Herrscher machen sollte.
Auf dem Kopf trägt der französische König einen Helm mit Helmbusch, unter dem die wallenden Haare zu sehen sind. Ludwig trug fast sein ganzes Leben lang voluminöse, bauschige Perücken in seiner natürlichen Haarfarbe, die sogenannten Allongeperücken (von frz. allonge: Verlängerung, Anhängsel), um seine Jugend und Kraft hervorzuheben.
Die Umschrift bzw. Legende der Medaille lautet LVD[ovicus] MAGNVS FRAN[ciae] ET NAV[arrae] REX P[ater] P[atriae]. Das bedeutet übersetzt: „Ludwig der Große, König von Frankreich und Navarra, Vater des Vaterlandes“.
Pater Patriae war ein römischer Ehrentitel, den bereits der römische Kaiser Augustus trug. Da er aber für die Legitimität eines Herrschers nicht wesentlich war, ergab sich aus ihm auch keine faktische Macht. Es handelte sich eher um eine Hervorhebung der Würden und Pflichten, die der Träger gegenüber seinem Volk innehatte, außerdem kennzeichnete er in der römischen Zeit den Titelträger als guten Kaiser. Darauf bezog sich Ludwig XIV.
Unter dem Brustbildnis Ludwigs ist die Medaillensignatur F VARIN zu erkennen. Dies weist auf François Varin als ausführenden Medailleur hin, den Sohn des 1672 gestorbenen Hofmedailleurs Ludwigs XIV., Jean Varin (1604-1672). Nach dem Tod des Vaters übernahm François Varin seine Stelle am Hof als Chef-Graveur der Monnaie de Paris, der Münzprägeanstalt von Frankreich. Er schuf viele Medaillen nach den Entwürfen seines Vaters, wie es wahrscheinlich auch bei dieser der Fall war.
Antonia Winkler (Stiftung Schloss Friedenstein Gotha)