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Ablauf und Bedeutung der consecratio

In der späteren Kaiserzeit war so die Zeremonie der consecratio entscheidend, um die offizielle, wirkungsvolle Divinisierung eines verstorbenen Herrschers herbeizuführen. Während eine solche consecratio ursprünglich auf die Weihung von Gegenständen und Gebäuden beschränkt war, ging es bei dem Ritual zu Zeiten des Claudius II. darum, ein reales Ereignis zu schaffen, welches mit dem Tod des Kaisers in Verbindung gebracht werden und dessen Aufstieg zu den Göttern bezeugen konnte. Hierbei wurde der Körper oder ein Abbild des Verstorbenen öffentlich auf einem Altar verbrannt, wobei die erfolgreiche „heaven acension“ (Munteanu 2011, S. 481) des Kaisers häufig durch einen aus den Flammen aufsteigenden Adler symbolisiert wurde. So beschreibt auch Cassius Dio die consecratio des Kaisers Pertinax, bei dem ein Abbild des Verstorbenen in Wachs in einer öffentlichen Zeremonie auf einem Scheiterhaufen verbrannt wurde, mit der Folge, dass sich ein Adler aus dem Feuer erhob und zum Himmel empor flog (Cassius Dio, 75, 4). Cassius Dio zeigt hierbei die direkte Verknüpfung dieses Rituals mit der Divinisierung des Pertinax, indem er die Episode mit den Worten καὶ ὁ μὲν Περτίναξ οὕτως ἠθανατίσθη („auf diese Weise war Pertinax unsterblich gemacht worden“, Cassius Dio, 75, 4) abschließt (vgl. hierzu auch diesen Emuseumsartikel).

Auch wenn der Beschluss zu einer solchen consecratio und der Divinisierung eines verstorbenen Herrschers in der Praxis in den Händen des nachfolgenden Kaisers lag, galt er doch formal als Kompetenz des Senats, weshalb das Ritual neben dem öffentlichen Beleg für den Aufstieg des Kaisers zu den Göttern zusätzlich eine offizielle Bestätigung dieser Vergöttlichung beinhaltete. Diesem Nachweis kam eine entscheidende Bedeutung in der Legitimation und Festigung der Herrschaft eines neuen Kaisers zu, wenn dieser durch eine tatsächliche Verwandtschaft oder eine Adoption an seinen Vorgänger anknüpfen wollte. So war eine Divinisierung zum einen notwendig, um die Taten, Handlungen und Entscheidungen des Verstorbenen zu Lebzeiten zu bestätigen. Zum anderen gewährte die Verwandtschaft mit einem divus auch dem neuen Herrscher selbst die Legitimität, die ihn unter anderen auszeichnete und zum Innehaben der Herrschaft berechtigte.

Marie-Thérèse Roux