eMuseum

 

 

 

N10222 - Denar des Petillius

 

Vorderseite

PETILLIVS / CAPITOLINVS. Adler mit geöffneten Flügeln und einem Blitzbündel in den Krallen nach r.

Rückseite

Der sechssäulige Tempel des Iupiter Capitolinus in der Frontansicht. Im Giebelfeld sitzende Figur (Iupiter?), eine Quadriga auf dem First und diverse figürliche Akrotere.

Die Petillius-Prägung: Selbstrepräsentation im Münzbild

Der Adler auf dem Avers des von dem Münzmeister Petillius geprägten Denars stellt zusammen mit dem Blitzbündel einen klaren Verweis zu Iupiter her und identifiziert das Gebäude auf dem Revers als Tempel der Kapitolinischen Trias. Die Prägung aus dem Jahr 43 v. Chr. unterscheidet sich in der Darstellung allerdings signifikant von der ebenfalls im Katalog aufgenommenen Prägung des Volteius. Zwischen den sechs Säulen sind drei Girlanden in den mittleren Interkolumnien aufgehängt. Im Giebelfeld ist figürliche Plastik zu erkennen, die, wenn sie auch nicht näher identifizierbar ist, doch als sitzende Figur gedeutet werden kann. Die drei auf dem Giebel dargestellten Gespanne können sicherlich als Verweise auf die in dem Tempel verehrte Trias angesehen werden. Dass es sich hierbei nicht um die kreative Freiheit des Stempelschneiders handelt, dafür ist ein vergleichender Blick auf ein Opferrelief Marc Aurels hilfreich (siehe http://arachne.uni-koeln.de/item/marbilder/1432975). Auf dem Relief ist der Kaiser beim Opfer vor dem Kapitolinischen Tempel im Hintergrund dargestellt. Die wiederkehrende Viersäuligkeit des Baus ist auch in diesem Fall nicht als Hinweis zu verstehen, dass er tatsächlich tetrastyl war. Das Fehlen der Säulen kann dabei der Praxis geschuldet sein, dass man die Säulen zugunsten von Dekordarstellungen weichen ließ. Wichtiger ist, dass im Giebel der sitzende Iupiter mit Zepter zu erkennen ist, umgeben von zahlreichen Figuren, bei denen es sich vielleicht um die anderen olympischen Götter handelt. Auf dem Dach sind ganz deutlich vier Pferde zu erkennen, die nebeneinander eingespannt sind. Diese Elemente finden sich ebenfalls auf der Münze des Petillius, wenn hier auch schon allein ihrer Größe wegen mit Abkürzungen der Realität gearbeitet wurde. Leider werden die handwerklichen Fähigkeiten des Stempelschnitzers dem Ehrgeiz und Anspruch des Prägeherren um die künstlerische, detailreiche und möglichst realitätsnahe Wiedergabe nicht ganz gerecht. In der Forschung wird aufgrund des Namenbestandteils „Capitolinus“ angenommen, dass die gens Petillia in irgendeiner Form mit dem Tempel des Iupiter auf dem Kapitol in Verbindung standen. So vermutet z.B. Stoll, dass die Familie ein erbliches Amt innehatte (vgl. Stoll 2000, 12). Zwei weitere Varianten der Münze unterstützen diese Theorie, denn sie tragen links und rechts der Tempeldarstellung ein F und S (siehe für die Varianten http://numismatics.org/crro/id/rrc-487.2b und http://numismatics.org/crro/id/rrc-487.2c), was in der Forschung als Abkürzung für ein ausgeübtes Priesteramt gedeutet wird (vgl. Fuchs, 1969, 33).

Die Ausarbeitung der Details und die Tatsache, dass zu dieser Zeit der Wiederaufbau des Tempels abgeschlossen war, bekräftigen die Möglichkeit, dass es sich um eine mehr oder weniger detailgetreue Darstellung des Tempels handelt. Hollstein sieht in den markanten Abweichungen zum Denar des Volteius die Bestätigung, dass es sich um den Wiederaufbau des Tempels handelt (vgl. Hollstein 1993, 12). Dieser ‚zweite‘ Tempel wurde 69 v. Chr. von Q. Lutatius Catulus geweiht (vgl. Tac. Hist. 3,72,3). Das würde bedeuten, dass der Tempel bei seinem Wiederaufbau die originale Ausstattung im regionalen Stil gegen solche mit griechischem Einfluss tauschte. Diese These lässt sich mithilfe von Plinius d. Ä. untermauern, der berichtet, dass Sulla korinthische Kapitelle aus Athen mitgebracht und in den Kapitolinischen Tempel verbaut habe (Plin. nat. 36,45; Hollstein 1993, 12 äußert jedoch Zweifel an der Verwendung von korinthischen Kapitellen für den Wiederaufbau).

 

Niklas Bettermann & Victoria Klein