eMuseum

Der Tempel des vergöttlichten Caesar

Der divus Iulius-Tempel als machtpolitisches Instrument

N10241

Vorderseite

[IMP CAESAR DIV]I F III VIR ITER R P C. Kopf d. Octavian n. r.

Rückseite

[COS IT]ER ET TER DESIG. Viersäuliger Tempel des Divus Julius, darin verschleierte Gestalt mit lituus. Auf dem Architrav ist auf besser erhaltenen Stücken DIVO IVL zu lesen. Im Giebel befindet sich ein Stern.

Die 36 v. Chr. geprägte Münze zeigt auf dem Avers Octavian mit Bart, der als Zeichen seiner Trauer für den 44 v. Chr. ermordeten C. Iulius Caesar (vgl. Simon 1993, 77). Ein Verweis auf dessen Person bildet auch die Legende auf dem Avers, denn hier wird großer Wert auf die Namensänderung des Octavian auf den göttlichen C. Iulius Caesar gelegt, dessen Sohn er nach der testamentarischen Adoption war. Eben diese Filiation wird auch in der Legende aufgegriffen.

Der auf dem Revers dargestellte Bau kann mithilfe der Architravinschrift DIVO IVL (vgl. dazu die wesentlich besser erhaltene Version:  https://ikmk.smb.museum/object?id=18206972 ) als Tempel des divi Iulii identifiziert werden. Das Bildprogramm der Münze lässt dabei auch noch weitere Verknüpfungspunkte zwischen Caesar und dessen testamentarischen Erben erkennen, auf die Octavian, wie schon in Bezug auf die Averslegende angedeutet wurde, großen Wert gelegt haben dürfte (Ov. Met. 15, 764–851). Die Münze reiht sich in ein umfangreiches Programm Octavians ein, in welchem er den Kult des divus Iulius förderte (vgl. Scheid 2005, 178). Der Grund hierfür liegt sicherlich in dem Versuch seine eigene Legitimation von der ehemals exponierten Stellung Caesars abzuleiten (so auch Simon 1993, 78; vgl. hierzu die ausführliche Darstellung in ebd., 151–154; andere Meinung zum Prägeanlass in Hänlein-Schäfer 1985, 262 zusammengefasst). Wallmann, der die Ausgangslage Octavians nach der Ermordung Caesars untersucht, betont, dass dadurch die militärische Erfolglosigkeit des jungen Erben wettgemacht werden sollte (vgl. Wallmann 1989, 176). Demzufolge finden sich auf der Münze zahlreiche Anspielungen auf die Vergöttlichung Caesars, die logischerweise auch die auctoritas des Sohnes zum Positiven beeinflusst. Genauer sieht dies folgendermaßen aus: Im Giebel ist das sidus Iulium zu erkennen (vgl. Simon 1993, 77), ein Komet der die Apotheose Caesars symbolisiert (vgl. dazu Ov. Met. 15,749). Warum dieses Symbol auf der Münze erscheint beantwortet Kienast mit seiner folgerichtigen Deutung, dass der Komet die Legitimation Octavians als Ordner der Zustände ausdrücke (vgl. Kienast 2014, 224). In der Forschung wird auch die Annahme vertreten, dass es sich bei der figürlichen Darstellung in der Mitte des Tempels um ein Kultbild Caesars handelt (so z.B. Hänlein-Schäfer 1985, 261 f., die auch eine Auseinandersetzung mit der Forschungskontroverse bezüglich  der Stilmerkmale des Kultbildes bietet; siehe auch Coarelli 2013, 93).

Niklas Bettermann