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Die Architekturgeschichte: Ein Ausblick in drei Münzen

Aufgrund seiner hohen sakralen, historischen und politischen Bedeutung finden sich seit der Republik bis in die Spätantike verschiedenste Münzbilder des Tempels. Sie halten dabei aber nicht nur die Wichtigkeit des Tempels vor Augen, sondern geben der heutigen Forschung auch Anhaltspunkte über sein Erscheinungsbild und die verschiedenen Bauphasen.

Im Laufe der Zeit wurde der Bau bisweilen sehr unterschiedlich wiedergegeben. Das kann einerseits einen tatsächlichen Wandel in der Tempelausstattung nachvollziehen, aber gleichzeitig durch verschiedene Intentionen der jeweiligen Prägeherren begründet sein. Antiken Quellen kann man entnehmen, dass das ursprüngliche Fundament und der Grundriss trotz wiederholter Bauarbeiten beibehalten wurden (vgl. Tac. Hist. 3,72,3 und Dion. Hal. ant. 4,61,4), sich also nur das Baumaterial und der Figurenschmuck veränderten. Damit besaß der Bau wohl schon immer eine sechssäulige Front und eine dreigeteilte Cella. Erwähnt wird, dass der Tempel mit jedem Wiederaufbau zusehends prächtiger wurde (Dion. Hal. ant. 4,61,4). Da sich der Kapitolinische Tempel bis heute nur in Teilen seiner Fundamente erhalten hat, können nur unsichere Aussagen über sein tatsächliches Erscheinungsbild gemacht werden (zu dieser Problematik siehe Coarelli 2013, S. 27). Daher sind die Münzbilder unentbehrlich für die Rekonstruktionsversuche. Dennoch sollten sie kritisch behandelt und nicht als einzige Wahrheit angenommen werden.

Der Kapitolinische Tempel  - Exemplar aus dem Berliner Münzkabinett

 

https://ikmk.smb.museum/object?id=18213955

Der zweite Brand, der den Tempel zerstörte, geschah bei Auseinandersetzungen zwischen den Anhängern des Vitellius und des Vespasian 69 n. Chr. während der bürgerkriegsartigen Zustände des Vierkaiserjahres (für die Darstellung der im Brand gipfelnden Kampfhandlungen siehe Tac. Hist. 3,71,4–72). Die Weihung des Wiederaufbaus fand 75 n. Chr. statt. Ein Sesterz von Vespasian mit dessen Porträt auf dem Avers, zeigt die dritte Bauphase des Tempels auf dem Revers. Er ist mit sechs Säulen dargestellt und in den mittleren Interkolumnien befinden sich Figuren, die man wohl als Kultbilder von Iupiter, Iuno und Minerva interpretieren darf. Der Giebel ist ebenfalls figürlich ausgestaltet und auf dem Dach sind Akrotere zu erkennen (siehe http://numismatics.org/ocre/id/ric.2_1(2).ves.886; eine Kontextualisierung findet sich bei Hill 1989, S. 25f.). Schon kurze Zeit später unter Domitian, im Jahre 80 n. Chr., brannte der Tempel erneut nieder. Der anschließende Wiederaufbau sollte letzte sein. Mit einem Cistophor Domitians wird die vierte Bauphase eingeläutet. Die Münze ähnelt den vorangegangenen in vielerlei Hinsicht. Sie beinhaltet die tetrastyle Form des Tempels, weist die Kultbilder in den Interkolumnien auf und, obwohl der figürliche Dekor im Giebel beinahe unkenntlich ist, sind in den Akroteren deutlich zwei Bigae und die zentrale Quadriga auszumachen (siehe http://numismatics.org/ocre/id/ric.2_1(2).dom.841). Eine weitere Darstellung findet sich auf der sehr seltenen Prägung des Constantius I. aus dem Ende des 3. Jh. n. Chr. (siehe http://numismatics.org/ocre/id/ric.6.tri.35 und Abb. 4). Hier steht der Tempel hinter den im Vordergrund opfernden Personen zurück.

Im Laufe der Jahre wurde das Motiv des Kapitolinischen Tempels wiederholt auf Münzen dargestellt. Die verschiedenen Prägeherren, aber noch viel mehr die unterschiedlichen Intentionen hinter den jeweiligen Prägungen erklären die teilweise stark voneinander abweichenden Darstellungen, wie beispielsweise die Zahl der Säulen (für einen weitreichenden Überblick über die Prägegeschichte des Kapitolinischen Tempel-Motivs siehe Hill 1989, S. 24–26). So kann die Darstellung des Tempels als Chiffre in einer weitgefassten Aussage genutzt werden, als Aufrechterhaltung der Erinnerung oder als Feier für den Wiederaufbau und noch zahlreiche weitere Deutungen sind möglich.

Niklas Bettermann & Victoria Klein